Warum sich IT-Frauen selbständig machen

01.03.2006
Von Syra Thiel

Hoch qualifizierte Gründerinnen

Laut Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie wächst der Frauenanteil bei den Selbständigen. Auch in absoluten Zahlen lässt sich dieser Trend untermauern. So ist die Zahl der Unternehmerinnen in Deutschland von 1993 bis 2003 um 239 000 auf eine Million gestiegen. Dabei liegt der Anteil der Hochschulabsolventinnen unter den Gründerinnen bei 18 Prozent und somit vier Prozent höher als bei den Männern. Damit haben Frauen auch hier die männlichen Kollegen in Bezug auf die höchsten Bildungsabschlüsse überholt. Mittlerweile verfügt jede vierte Gründerin über einen Fachhochschul- beziehungsweise einen Universitätsabschluss. In nur zehn Jahren hat sich die Zahl der selbständigen Frauen, die einen dieser Abschlüsse erworben haben, auf etwa 277 000 erhöht und damit mehr als verdoppelt. Robert Strohmeyer, Soziologe am Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim, spricht in diesem Zusammenhang von einem Akademikerinnenboom.

Claudia Erben, Forum Kiedrich: 'Frauen machen sich selbständig, weil sie die Einschränkungen im Unternehmen umgehen wollen.'
Claudia Erben, Forum Kiedrich: 'Frauen machen sich selbständig, weil sie die Einschränkungen im Unternehmen umgehen wollen.'

Für Claudia Erben, Geschäftsführerin des Forum Kiedrich, eines bald zehn Jahre bestehenden Netzwerks von Mentoren, Gründern und Business Angels, schlägt sich das in einer tendenziell höheren Erfolgsquote weiblicher Gründer nieder. Ihrer Erfahrung nach machen sich hoch qualifizierte Frauen oft deshalb zur eigenen Chefin, weil sie die Beschränkungen in Unternehmen umgehen wollen, an die sie früher oder später stoßen - unabhängig davon, ob es sich dabei um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie handelt oder um den Wunsch, größere Verantwortung zu übernehmen. Interessanterweise scheint das Netzwerken dieser "Women in Leadership" ausgeprägter zu sein als bei Männern. "Frauen tun sich leichter darin, sich Tipps zu holen und insofern sich auch über Lösungswege auszutauschen. Männer sprechen meist nur gern über Erfolge."

Frauenberufe ungeeignet für Selbständigkeit

Nach Maria Lauxen-Ulbrich und René Leicht, ebenfalls Soziologen am Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim, sind 73 Prozent der abhängig beschäftigten Frauen in typischen Frauenberufen tätig, während dies unter den selbständigen Frauen nur bei 35 Prozent der Fall ist. Die Forscher gehen davon aus, dass viele Frauenberufe offenbar keine günstigen Voraussetzungen dafür bieten, um in die Selbständigkeit zu wechseln. Bei Frauen, die einen "Männerberuf" ausüben, ist dagegen die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich selbständig machen, höher als bei Männern im gleichen Bereich.