Internationales Recruiting

Warum sich Firmen mit ausländischen IT-Profis schwertun

12.02.2009
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Pfisterers Resümee: "Bis hierzulande mit international besetzten Teams ebenso selbstverständlich gearbeitet wird wie in manch anderen Ländern, dauert es noch ein paar Jahre." Das Zuwanderungsrecht stelle dabei keine echte Unterstützung dar. "Diejenigen Unternehmen, denen es in nächster Zeit gelingt, hier Erfahrungen zu sammeln, sind für die Zukunft gut gerüstet. Wer sich allerdings nicht öffnet, geht ein hohes Risiko ein", so der Bitkom-Arbeitsmarktexperte.

Jürgen Burger, Hellmann Logistics: 'Alle Mitarbeiter weltweit sind auf einer Gehaltsliste.'
Jürgen Burger, Hellmann Logistics: 'Alle Mitarbeiter weltweit sind auf einer Gehaltsliste.'

Die Hellmann Worldwide Logistics in Osnabrück gehört zu den Unternehmen, in denen deutsche und ausländische Mitarbeiter seit Jahren zusammenarbeiten. CIO Jürgen Burger ist froh, dass die Rekrutierung ausländischer Mitarbeiter, die in der Niederlassung des jeweiligen Landes ihren Job tun, reibungslos vonstatten geht. Das Gleiche gelte für Beschäftigte, die zeitweise in Deutschland und zeitweise an den Standorten ihres Heimatlandes tätig sind. Der Grund für die reibungslose Abwicklung ist laut Burger die gemeinsame Payroll, auf der alle in- und ausländischen Kollegen stehen. Sie erspare dem Unternehmen verwaltungstechnische Schwierigkeiten wie Visa-Genehmigung, Aufenthaltserlaubnis oder Versicherungen. Der Osnabrücker CIO: "Diesen Vorteil wissen wir zu schätzen." Andere Beschäftigte, die in den USA tätig sein müssten, gehen ihrem Job in Osnabrück virtuell nach. Sie arbeiten bis zu einem gewissen zeitlichen Limit in den USA und kehren dann wieder nach Deutschland zurück. Auch diese Art des weltweiten Austauschs funktioniere ganz unkompliziert. Von der Zusammenarbeit können laut Burger alle Seiten nur profitieren.

Großer Verwaltungsaufwand

Bei der Fressnapf AG in Krefeld ist das Thema Internationalität ebenfalls eine Selbstverständlichkeit. Schließlich ist Europas größte Fachmarktkette für Haustierbedarf in zwölf Ländern vertreten. Um den Einzelhandel in den einzelnen Ländern zu betreuen, benötigt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge Mitarbeiter, die nicht nur die jeweilige Sprache beherrschen, sondern zudem mit den landestypischen Gegebenheiten vertraut sind. So seien im Bereich Business Services Mitarbeiter 50 Prozent ihrer Zeit in der Zentrale in Krefeld und 50 Prozent in dem jeweiligen Land tätig. CIO Bernd Hilgenberg: "Das alles funktioniert ohne große Schwierigkeiten."

Bernd Hilgenberg, Fressnapf: 'Ich wurde sogar aufgefordert, mich beim ungarischen Staat registrieren zu lassen.'
Bernd Hilgenberg, Fressnapf: 'Ich wurde sogar aufgefordert, mich beim ungarischen Staat registrieren zu lassen.'
Foto: Jo Wendler

Weniger einfach sei es aber gewesen, einen ausländischen IT-Fachmann für die Krefelder Zentrale zu finden. Weil in Deutschland niemand zu finden war, schaltete das Unternehmen Stellenanzeigen im Ausland. "Nach einer Reihe von Gesprächen entschieden wir uns für eine ungarische IT-Fachfrau. Und von da an nahm das Drama seinen Lauf", so der IT-Chef. Der Verwaltungsakt, einen nichtdeutschen Mitarbeiter bei einem deutschen Unternehmen zu beschäftigen, war laut Hilgenberg derart umfangreich, dass das Unternehmen zeitweise eine Person ganztags damit beschäftigen musste, sich mit der An- und Abmeldung der Krankenkasse, den diversen Versicherungen, der Art und Weise der Bezahlung etc. auseinanderzusetzen. "Ich wurde sogar aufgefordert, mich beim ungarischen Staat registrieren zu lassen", berichtet der Fressnapf-Manager.