Chambers wollte Nicira

Warum sich Cisco aus VCE zurückzieht

27.10.2014
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
"Business Insider" will die Antwort auf die noch offene Frage haben, warum sich Cisco vermeintlich überraschend aus dem Converged-Infrastructure-Startup VCE zurückgezogen hat.

Als die neue Eigentümerstruktur von VCE vergangene Woche angekündigt wurde, gab es einiges Rätselraten um Ciscos Gründe für den Ausstieg auf Raten. Inzwischen hat sich der Nebel etwas gelichtet und "Business Insider" mit allerlei Quellen aus den beteiligten Firmen gesprochen. Kurz gesagt ergibt sich daraus folgendes Bild:

Cisco-Chef John Chambers fühlte von EMC und dessen Tochter VMware hintergangen, als VMware 2012 das SDN-Startup Nicira (Software-Defined Networking) für rund 1,25 Milliarden Dollar übernahm und damit zum direkten Wettbewerber für den Netzriesen wurde. Cisco war nämlich selbst an Nicira drangewesen, nachdem dessen disruptive Technik schon längst kein Geheimnis mehr und der branchenbekannte M&A-Banker Frank Quattrone (der gerade die 11-Milliarden-Übernahme von Autonomy durch HP eingestielt hatte) auf Käufersuche durchs Valley war. Eine Verkettung ungünstiger Umstände - im Wesentlichen Personalien und Fehleinschätzungen - führten dann leider dazu, dass nicht Cisco das höchste Gebot für Nicira einreichte, sondern VMware. Chambers sei "rasend" vor Wut gewesen, als er davon erfuhr, heißt es weiter.

Cisco hat mittlerweile seinen Star-Ingenieur Mario Mazzola eine hauseigene SDN-Lösung bauen lassen und ihn und sein Team dafür mit Geld überschüttet. Außerdem ist der Netzausrüster näher an den EMC-Rivalen NetApp herangerückt (er bietet mit diesem nun ein recht ähnliches Produkt wie VCE namens "Flexpod" an) und hat sich an Parallels beteiligt, das im Bereich Virtualisierung mit VMware konkurriert. Die ganze Geschichte können Interessierte bei "Business Insider" nachlesen.