Vorteile durch mehr Servicemitarbeiter und wechselwillige Kunden

Warum Linux-Spezialist Red Hat Novells Netware kaufen sollte

08.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Nach Gerüchten um eine bevorstehende Übernahme von Novell durch IBM heizt jetzt der Informationsdienst "Computergram" die Spekulationen um die Zukunft der Netzwerk-Company weiter an: In den Augen der Experten gäbe es für Novell noch einen geeigneteren Käufer.

Falls IBM tatsächlich Interesse an Novell hat, sollte das Unternehmen bald zugreifen: Die Marktkapitalisierung der Netzwerker sank seit Februar von rund 14,4 auf 3,5 Milliarden Dollar. Doch möglicherweise tritt noch ein ganz anderer Player auf den Plan: Linux-Distributor Red Hat hat ebenfalls ein vitales Interesse an einer Übernahme. Vorgemacht hat es der Konkurrent Caldera, der sich kürzlich die Betriebssystem- und Professional-Services-Abteilung von Santa Cruz Operation (SCO) einverleibte.

Die Akquisition brachte Caldera 15000 Channel Partner und Reseller und einen Anteil von knapp 40 Prozent am Markt für Unix-Betriebssysteme. Schon die Zahl der Mitarbeiter, die das Unternehmen so erworben hat, lässt Red Hat dagegen blass aussehen. SCOs Professional Services Division besteht aus 800 Mitarbeitern, die Caldera-Kunden nun bei Installation, Wartung und Management beistehen. Red Hat selbst verfügt über gut 90 Servicemitarbeiter, hinzu kommen 180 Beschäftigte aus der Übernahme von Cygnus.

Ein weiterer Vorteil für Caldera: SCO besitzt eine große installierte Basis an Unixware und Openserver. Immer mehr Nutzer dieser Betriebssysteme sehen sich nach Alternativen um. Hier wird Caldera natürlich sein hauseigenes Linux anbieten - verbunden mit geeigneten Dienstleistungen, denn die generieren im Linux-Markt die höchsten Umsätze.

Diese beiden Quellen - Servicemitarbeiter und installierte Basis - könnte Red Hat mit einem Erwerb von Novells Netware auch anzapfen. Novells Consulting-Arm wuchs bis Anfang des Jahres auf etwa 300 Mitarbeiter. Und Netware-Anwender suchen nach Alternativen. Dabei spielt neben Windows NT auch Linux eine Rolle. Zudem wäre es im Vergleich zu Unixware einfacher, Netware als Open Source freizugeben. Die Lizenzbedingungen gelten Experten zufolge als weniger kompliziert.