Big Data, Analytics und Cognitive Computing

Warum kognitive Systeme wichtig werden

09.08.2016
Von   
Lynn Thorenz ist Director Research & Consulting, IDC Deutschland und Schweiz.

Wie kann Ihr Unternehmen von kognitiven Systemen profitieren?

Aus Sicht von IDC sollten Sie mit den folgenden vier Maßnahmen in Ihr Projekt starten:

  • Erarbeiten Sie zunächst eine Strategie für den Informationszugriff und die Analyse, um alle wichtigen Datenquellen nutzen zu können. Es überrascht, wie wenige Unternehmen eine Informationsarchitektur formuliert haben, die die Verbindungen zwischen den einzelnen Datenelementen und den unternehmensweiten Anforderungen oder Zielen aufzeigt. Zu dieser ausformulierten Architektur gehört es zu verstehen, wie Daten oder Informationen einen spezifischen Entscheidungsprozess unterstützen können, der wiederum einen bestimmten Geschäftsprozess trägt, der seinerseits zu einem Unternehmensziel beiträgt. Ist diese Architektur festgelegt, können ein Plan und eine Strategie für den Informationszugriff entwickelt werden. Zudem kann nun auch ermittelt werden, ob Sie Zugang zu allen benötigten kritischen Daten haben, die den verbesserten Entscheidungsprozess unterstützen sollen.

  • Stellen Sie zweitens sicher, dass die ins Auge gefasste kognitive Lösung auch dazu in der Lage ist, den anvisierten Geschäftsnutzen zu erzielen oder die adressierten Probleme zu beseitigen. Binden Sie die internen Fachleute des betroffenen Sachgebiets ein, die richtigen Entscheidungsträger und Beratungspartner, um die richtigen Anwendungsfälle zu entwickeln, die zu den gewünschten Ergebnissen führen. Stellen Sie sicher, dass Erfahrungen aus früheren Projekten in das Design einfließen. Als Hilfestellung für optimale Use Cases können Sie - sofern verfügbar - vordefinierte Einsatzszenarien nutzen, die bereits für Ihre Kollegen in der Branche entwickelt wurden. Fortlaufende Innovation und Prototyping sollten Bestandteil des Prozesses sein, bis der passende Anwendungsfall ausgerollt wurde.

  • Drittens sollten Sie die Experten der Fachgebiete in die Prozesse für Design und Implementierung der Einsatzszenarien mit einbeziehen. Das Ziel dabei ist es, die Erwartungen realistisch und realisierbar zu halten. Binden Sie zu diesem Zweck sowohl Business- als auch das IT-Management in unterschiedlicher Intensität je nach Projektphase mit ein. Zu Beginn sind es die Sach-Experten, die festlegen, was für den Einsatz kognitiver Systeme erforderlich ist. Um bei den Zielen Kontinuität zu gewährleisten, sollten einige davon auch bei der Implementierung der Systeme durch die IT oder durch externe Dienstleister mit an Bord bleiben. Dem entsprechend sollte die IT von Anfang an einbezogen sein. Jedoch sollte die IT bis zum konkreten Beginn der Implementierung nicht die Führungsrolle übernehmen.

  • Zu guter Letzt sollten Sie Plattformen für kognitive Systeme dazu nutzen, eine Wissensbasis für den Einsatz der kognitiven Systeme zu schaffen. Gemäß der weiter oben erwähnten Definition erfordert die Entwicklung dieser Plattformen die Nutzung unstrukturierter und semistrukturierter Informationen, um eine kuratierte Informationsbasis und Wissensabbildung zu schaffen. Das Kuratieren erfordert ein gewisses Maß an Expertise und Kontextwissen. Übertragen Sie diese Aufgabe also besser nicht an die jüngsten Nachwuchstalente. Dieser Punkt ist besonders wichtig, damit die Daten entsprechend verwaltet werden, um ungenaue Resultate zu vermeiden. Fassen Sie zu Beginn erfahrene Mitarbeiter der Fachbereiche ins Auge. Anschließen kann zum Beispiel ein halbjährlich rotierendes System eingeführt werden, dass alle Unternehmensbereiche umfasst, die mit den kognitiven Systemen arbeiten werden.

So starten Sie Ihr Cognitive-Projekt

Das sollten Sie sofort tun: Identifizieren Sie die wichtigen Entscheidungsträger und Geschäftsprozesse oder Funktionen für kognitive Systeme. Nutzen Sie die Gedanken dieses Papiers, um die Unterstützung für die nächsten Schritte zu erlangen. Gehen Sie auf dem Weg hin zu kognitiven Systemen erst weiter, wenn der CEO das Projekt einem Fachbereich verantwortlich zur Implementierung zugewiesen hat. Unterschwellig werden kognitive Systeme oft als Einstieg in den umfassenden Abbau von Arbeitsplätzen wahrgenommen. CEOs müssen sich aktiv mit dieser Befürchtung auseinandersetzen und deutlich machen, in welchem Rahmen derartige Initiativen die Arbeitsplätze stärken oder diese ersetzen. Das sind Basistugenden des Change Managements. Trotzdem ist es sehr wichtig, dass alle Mitarbeiter den klaren und zwingenden Grund für diese Veränderung verstehen.

Innerhalb eines Monats: Treffen Sie eine engere Auswahl möglicher Dienstleister für die Implementierung. Nehmen Sie mit diesen informelle Gespräche über die geplanten Ergebnisse auf, die Sie sich von kognitiven Systemen erwarten. Entscheiden Sie auf Basis der Rückmeldungen, ob und gegebenenfalls wie Sie Ihre Planung anpassen sollten. Selbstverständlich sollte dieser Ratschlag für Behörden und andere Organisationen der öffentlichen Hand an die bestehenden Beschaffungsregularien angepasst werden. Umfasst das Projekt mehrere kognitive Systeme, sollten Sie diese in eine passende Abfolge bringen. Es ist in Ordnung, mit einem kleinen Projekt oder mit mehreren Projekten zu beginnen. Stellen Sie jedoch sicher, dass alle Anstrengungen zu einem kohärenten Ganzen führen.

Innerhalb von drei Monaten: Wählen Sie Ihren bevorzugten Service-Provider und alle weiteren notwendigen Dienstleister aus. Für die Vertragsgestaltung empfiehlt IDC, dass sich alle Zahlungen an die beteiligten Dienstleister erfolgsabhängig an Ihren durch das Projekt erreichten Geschäftsnutzen orientieren. Diesen haben Sie als Teil des Business Case für die Implementierung kognitiver Systeme festgelegt. Auch, wenn das nicht für alle anfallenden Kosten funktionieren wird: Sie sollten dennoch darauf achten, dass dieser Posten auf der Rechnung groß genug ist, um die Interessen Ihres Unternehmens zu wahren und die Motivation der ausgewählten Dienstleister zu fördern.