Soziales Engagement

Warum IT-Profis nicht nur für Geld arbeiten

05.02.2009
Von Anja Dilk und Heike Littger

Als IT-Berater nach Ghana

Executive IT-Specialist Stefan Radtke hat dieses "gute Gefühl” im afrikanischen Ghana erlebt. 2007 setzte sein Unternehmen IBM in Zusammenarbeit mit Nichtregierungsorganisationen das Volunteering-Programm "Corporate Service Corps" auf, um Projekt- und IT-Know-how in Länder zu bringen, die sich aufwändige Beratung in der Regel nicht leisten können. Die Resonanz war überwältigend. "Für die 100 Plätze in Ghana, Tansania, der Türkei, Rumänien, Vietnam und den Philippinen haben sich damals 35.000 Mitarbeiter weltweit beworben", so Radtke, "damit hatte keiner gerechnet." Acht Wochen lang wurde Radtke auf die bevorstehende Reise vorbereitet, auch um vor Ort nicht in Fettnäpfchen zu treten: "Wir tendieren dazu, anderen unsere Vorstellungen von richtig und falsch aufzupropfen nach dem Motto: Was für uns gut ist, kann euch nicht schaden."

Um sich voll und ganz auf den Aufenthalt einlassen zu können, wurde er während der Zeit im Ausland von all seinen betrieblichen Aufgaben entbunden: "Ich bekam ein neues Handy mit neuer Nummer und eine neue E-Mail-Adresse." Eigentlich sollte Radtke in Ghana vier Wochen lang angehende Lehrer für Internet-Technologie ausbilden. Doch das Projekt wurde kurzfristig abgesagt. "Das gehört dazu", so der IT-Experte, "und das Unternehmen erwartet, dass man flexibel genug ist, auch andere Herausforderungen anzunehmen." In diesem Fall: einem Schulmöbelhersteller in Kumasi, der zweitgrößten Stadt des Landes, auf die Sprünge helfen. Sprich: Markt analysieren, Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten, Business-Plan für die Bank erstellen, Homepage und E-Mail-Programm einrichten, Produktionsprozesse optimieren. "Bis dato wurde alles von Hand hergestellt, jedes einzelne Scharnier. Das dauerte natürlich viel zu lange." Radtke organisierte für seinen Schützling eine Einladung zur Möbelhersteller-Messe in Atlanta, USA. "Wir brauchten Kontakt zu Zulieferern."

Heute, ein halbes Jahr später, mailt der IBM-Mann regelmäßig nach Ghana: "Es sieht gut aus, die Weichen für eine Automatisierung des Betriebs sind gestellt, die Bank hat grünes Licht für eine Hobelmaschine gegeben, und die Scharniere kommen zukünftig aus China, wodurch Möbelserien schneller gefertigt werden können." Sein Fazit: "Jedem Manager sollte so ein Einsatz ermöglicht werden.” Ein perfektes Training für alle, die im globalen Kontext arbeiten und unter immer vielfältigeren kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen agieren müssen.