Warum Frauen die IT verlassen

01.10.2008
Die wenigen Frauen, die in der IT arbeiten, kehren der Branche oft ab Mitte 30 den Rücken. Schwierige Work-Life-Balance und frauenfeindliches Klima gehören zu den Gründen.

Marktforscher schätzen, dass nur zehn bis 15 Prozent der IT-Arbeitskräfte weltweit weiblich sind. Frauen sind also Mangelware. Und die Frauen, die sich für eine Karriere in der IT entschieden haben, bleiben meist nicht bei der Stange. Spätestens wenn die Familienplanung ins Spiel kommt, können sie das oft weit über 40 Stunden liegende Arbeitspensum in der IT nicht mehr stemmen. So entscheiden sich viele Frauen mit Mitte bis Ende 30 für eine Teilzeittätigkeit oder steigen ganz aus.

Die amerikanische Studie "The Athena Factor" von Silvia Ann Hewlett, Gründerin des Center for Work-Life Policy in New York, Carolyn Buck Luce und Lisa Servon kam zu dem Ergebnis, dass zwar 41 Prozent der 25- bis 30-Jährigen, die in Wissenschaft und Technik arbeiten, weiblich sind, dass aber 52 Prozent der Frauen im Alter von 35 bis 40 das Unternehmen verlassen oder sogar komplett aus der Branche abwandern. "Wir fanden heraus, dass 63 Prozent der Frauen in diesen Branchen Erfahrungen mit sexueller Belästigung hatten", so Hewlett. Das sei kein rein amerikanisches, sondern ein weltweites Phänomen, wie die Studie ergab.

Mentoren fehlen

Zudem fühlten sich viele Frauen in den von Männern dominierten Sektoren isoliert. Sie hätten keine Vorbilder und keine Mentoren, die sie bei ihrer Karriere unterstützen würden. Ferner werde in diesen Branchen risikoaffines Verhalten belohnt, während Frauen eher risikoavers veranlagt seien. Die Studie fand zudem heraus, dass nur 60 Prozent der Frauen die wegen der Familienplanung ein bis zwei Jahre aussetzen, wieder in ihren alten Beruf zurückkehren. 40 Prozent verlassen die Branche endgültig.

Was kann beispielsweise die um Fachkräfte bemühte IT-Branche tun, um ein Abwandern der weiblichen Mitarbeiter zu verhindern? Was rät Hewlett Führungskräften wie CIOs?

Was CIOs tun können

Die Autorin der Studie empfiehlt Mentoren für die jungen Frauen: "Das ist das Allheilmittel, denn es verhindert Isolation und erlaubt es den Frauen, ihre Karriere zu planen. Zudem schützt es sie vor den schlimmsten Ausprägungen von Machoverhalten." Wenn nur wenige erfahrene Frauen als Mentoren zur Verfügung stehen, solle man ruhig männliche wählen, so Hewlett weiter. Ferner sollten CIOs Hilfsmittel wie Telepräsenz-Tools nutzen. In den USA organisiert beispielsweise der Netzwerkriese Cisco virtuelle Treffen zwischen Mentoren in San Jose und jungen Mitarbeiterinnen in Indien.