Jobporträt

Warum ein Mechatroniker IT können muss

01.09.2011
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

Mechatroniker: Bindeglieder in Teams

Die Mechatronik vereinigt Elektrotechnik, Mechanik und Informatik. "Das ist ganz schön viel auf einmal und daher die Kritik: Die können von allem nichts richtig", sagt Michael Schanz, Arbeitsmarktexperte beim VDE in Frankfurt am Main. Doch Mechatroniker seien hervorragende Systemkenner und prädestiniert für die Entwicklung von Mess-, Regel- und Automatisierungssystemen. "Trotzdem sind sie im Vergleich zu Ingenieuren des Maschinenbaus, der Elektrotechnik und Informatikern eher Generalisten." Die Industrie brauche beides: Spezialisten und Generalisten. Weil Mechatroniker interdisziplinär ausgebildet sind, sprechen sie verschiedene Sprachen und sind daher Bindeglieder in Teams mit viel Detailwissen.

"Mechatronische Systeme sind allgegenwärtig", sagt Bernhard Lau, Dekan der Fakultät für Mechatronik und Medizintechnik an der Hochschule Ulm. Das mechatronische System, das im Kraftfahrzeug den Airbag auslöst, besteht aus mikromechanischen Sensoren, einer Steuerelektronik und Aktoren, die den Airbag zünden. Waschmaschinen und Geschirrspülmaschinen beinhalten ebenfalls sehr komplexe mechatronische Systeme mit zahlreichen Sensoren, Aktoren und Regelkreisen, die optimale Ergebnisse bei minimalem Strom- und Wasserverbrauch liefern sollen.

Während beispielsweise die Mechatronik am Airbag weitgehend ausgereizt ist - es gibt sogenannte Smart-Airbags, bei denen ein Sensor erkennt, wie schwer der Aufprall war und dementsprechend den Ballon weniger oder stark aufbläst - bieten elektronische Stabilitätssysteme im Auto noch viel Gestaltungsspielraum: neue Systeme kommen hinzu, die bestehenden werden beispielsweise in der Sensorik feiner. Sicherheit, Komfort und Energieeffizienz sind Ergebnisse der Arbeit von Mechatronikern.

Lellmanns Studienwahl war zukunftsorientiert. Nach dem Abschluss in Kaiserslautern machte er seinen Master of Science in Borlänge (Schweden) und Annecy (Frankreich). Dennoch musste er beim Berufseinstieg seine Erwartungen erstmals zurückfahren. Obwohl er seine Diplomarbeit bei BMW geschrieben hatte - was häufig wie eine vorgelagerte Probezeit gewertet wird - wurde ihm keine Stelle angeboten. Er schaffte es dennoch zu seinem Arbeitgeber erster Wahl und zwar über den Umweg eines Ingenieurdienstleisters. Als externer Mitarbeiter begann er 2005 in der Entwicklung für Funktionen und der Applikationssteuerung im Bereich des Energie-Managements von Autos. "Geräte intelligent zu schalten senkt den Spritverbrauch und schafft Raum für elektrische Innovationen, weil die Bordnetze, vor allem in der Oberklasse, reichlich ausgelastet sind."

Nach zwei Jahren erfüllte sich auch bei Lellmann der Traum vieler Externer: der Auftragnehmer seines Arbeitgebers übernahm ihn. Gleichzeitig wechselte er in die Getriebevorentwicklung und wurde später Projektleiter für die Software von Getriebe, Getriebestrang und Hybrid-Modul des Konzept-Sportwagens. Mit Ankündigung zur Serienproduktion endete dort sein Job. Seit Februar 2011 ist er nun Produkt-Manager im Vertrieb. Seinem Thema ist er treu geblieben: Er beschäftigt sich mit Kundenwünschen zum elektrischen Antrieb.

Steckbrief Mechatronik

Die Mechatronik ist ein interdisziplinäres Gebiet der Ingenieurwissenschaften, das mechanische, elektronische und informationstechnische Disziplinen verknüpft. In Deutschland gibt es das Studienfach seit 1993, es wird mittlerweile an 122 Hochschulen als grundständiger und an 48 als weiterführender Studiengang angeboten. Wer sich für das Studium interessiert, sollte auf jeden Fall Spaß an Mathematik, Physik und Informatik haben. Die Entwicklung von intelligenten Produkten und Systemen setzt außerdem ein gewisses Maß an Kreativität und einen Blick für die praktische Anwendung voraus. Weitere Informationen sind zu finden unter unter www.mechatronik-portal.de.