PC-Markt 2009

Warten auf Windows 7

06.08.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Herstellern droht verhängnisvolle Preisspirale

Darüber hinaus droht den Herstellern eine selbst angestoßene abwärts gerichtete Preisspirale, die noch andere Segmente mit in ihren Sog ziehen könnte. Denn mit den günstigen Netbooks lernen die Verbraucher, dass Mobilrechner nicht teuer sein müssen, wie noch vor wenigen Jahren, als die Käufer mindestens einen vierstelligen Euro-Betrag hinblättern mussten, um ein Notebook ihr eigen nennen zu dürfen. Mittlerweile geraten auch die Preise von Standard-Notebooks mehr und mehr ins Rutschen. Herkömmliche Mobilrechner im 15-Zoll-Format sind teilweise schon für deutlich unter 500 Euro zu haben.

Dells Finanzchef Brian Gladden rechnet mit sinkenden Bruttomargen.
Dells Finanzchef Brian Gladden rechnet mit sinkenden Bruttomargen.
Foto: Ronald Wiltscheck

Den Herstellern ist diese verhängnisvolle Preisdynamik durchaus bewusst und spiegelt sich auch in den jüngsten Bilanzen wider. "Die Verbraucher sind so wählerisch", sagte Acer-Chef Wang im Frühjahr 2009. "Sie wollen keinen Dollar mehr ausgeben als sie unbedingt müssen." Eine Lösung hat der Konzernlenker indes nicht parat. "Das ist ein globales Geschäftsproblem", stellte er fest. Direktanbieter Dell beklagte währenddessen schwindende Margen. Finanzchef Brian Gladden musste zur Jahresmitte einräumen, dass die Texaner von rückläufigen Bruttomargen ausgingen. Neben dem harten Preiswettbewerb und höheren Preisen für Bauteile sei vor allem das veränderte Kaufverhalten dafür verantwortlich. Immer mehr Kunden würden sich für billigere Produkte wie eben Netbooks entscheiden.

Die Situation dürfte sich für die Hersteller kaum entspannen. Es ist zu erwarten, dass die Preise weiter in Bewegung bleiben. Ausgangspunkt könnten wieder die Netbooks sein. Bis dato ähneln sich die Mini-Rechner in Sachen Ausstattung und Format weitestgehend: Intels Atom-Chip, 1 GB Arbeitsspeicher und Windows XP als Betriebssystem. Doch damit könnte bald Schluss sein. Angelockt vom Boom der Rechen-Minis haben inzwischen andere Hersteller wie AMD, Nvidia und Qualcomm eigene Plattformen für kleinformatige Mobilrechner vorgestellt. Und auch die Linux-Protagonisten hoffen auf Comeback des Open-Source-Systems. Mit den erweiterten technischen Möglichkeiten könnte eine neue Preisrunde eingeläutet werden, verlautete in den vergangenen Monaten immer wieder aus der Branche. Unter den Herstellern wurden Netbook-Preise von unter 100 Dollar kolportiert. So verlockend das für die Kunden klingt, es bleibt die Frage, wie die Hersteller damit noch Geld verdienen wollen.

Beflügelt vom Erfolg der Netbooks experimentieren die Hersteller mit verschiedensten Formaten, um ihren Geschäften neue Impulse zu geben. Damit verschwimmen auch zunehmend die Grenzen zwischen den verschiedenen Geräteformaten. Erst vor kurzem haben Hersteller mit dem Smartbook eine Mischung aus Notebook und Smartphone vorgestellt. Diese Rechner sind noch kleiner als Netbooks und vereinen Handy-, Internet sowie grundlegende Computing-Funktionen in einem mobilen Endgerät. Auch die Lücke zwischen Net- und Notebook schließt sich. Ultrakompakte Mobilrechner mit Display-Größen zwischen 11 und 13 Zoll sollen jene Kunden ködern, denen die Leistung und Format der Netbooks nicht ausreicht. Kostete die exklusive Notebook-Lightklasse in der Vergangenheit in aller Regel weit über 1000 Euro, haben neue Plattformen von AMD und Intel die dünnen und kompakten Rechenbegleiter erschwinglich gemacht. Mittlerweile bekommt man einen Rechner dieses Formats für Preise zwischen 500 und 600 Euro. Gartner-Analystin Escherich sieht die neue Ultrakompakt-Klasse durchaus als viel versprechenden Hoffnungsträger für die Branche. Allerdings dürften sich die Hersteller dieses Segment nicht in einem Preiskampf kaputt machen: "Sie müssen der Versuchung widerstehen, die Preise zu senken."