DV-Szene zeigt sich von DECApple-Kooperation unbeeindruckt:

Warten auf den "DECintosh"

12.02.1988

SAN FRANCISCO (IDG) - Apple Computer will mittels einer Kooperation mit Digital Equipment bei DV-Leitern hoffähig werden. Doch für Profis ist die DEC-Anbindung ein alter Hut.

Die vor wenigen Wochen angekündigte Zusammenarbeit der beiden Rechnerhersteller (siehe CW Nr. 4/1988, Seite 1) wird zwar von DV-Insidern durchaus begrüßt. So erklärte der Chef der Odesta Group, die das verbreitete Programm "Helix" für die Macintosh/VAX-Kommunikation herstellt, die Ankündigung sei eine rundum positive Angelegenheit. Auch ohne konkrete Produkte hätten DV-Verantwortliche, die den Mac in ihrem Betrieb einsetzen möchten, ihren Chefs gegenüber jetzt eine bessere Argumentationsbasis. "Es macht einen politischen Unterschied", erklärte der Fachmann.

Dennoch überwiegt eine eher abwartende Haltung. Bo Pitser zum Beispiel, Leiter der Datenverarbeitung der Lawrence Livermore Laboratories, bringt die vorherrschende Skepsis zum Ausdruck: "Ich habe noch nie einen DEC-Verkäufer gesehen, der mir etwas anderes als ein DEC-Produkt empfohlen hat. Der Macintosh und der Vaxmate II sind konkurrierende Produkte. Von einer Kooperation bin ich erst überzeugt, wenn eins von beiden verschwindet."

Die DV-Szene zeigt sich gleichermaßen unbeeindruckt von der "strategischen Allianz" (0-Ton Apple). Der Macintosh werde über die seriellen Schnittstellen bereits vielfach an andere Maschinen, darunter auch Digitals VAX angeschlossen. Insofern biete die DEC/Apple-Annäherung, so die Ansicht vieler Betroffener, nichts wirklich Neues. Die Kommunikation zwischen beiden Rechnerwelten sei ohnehin relativ leicht zu bewerkstelligen. "Wir haben den Macintosh schon an alle möglichen Anlagen angeschlossen - an VAXen, IBM-Großrechner und sogar an Crays", erklärte ein DV-Leiter. "Die ganze Sache ist zu wenig konkret. Es fehlt noch an Fleisch."