Warenwirtschaftssystem mit IBM-Terminals im Warenhaus:Verkaufsdaten von der Quelle über Modem nach Fürth

20.04.1979

HANNOVER(gw) - Kassenteterminals werden heute nicht mehr ausschließlich zum Kassieren eingesetzt. Immer häufiger sind sie als betriebswirtschaftliche Steuerungsinstrumente in integrierte Warenwirtschaftssysteme mit einbezogen, also in die Überwachung, Sortimentsplanung und Absatzkontrolle. Ein in der Innenstadt Hannovers gelegenes Warenhaus von Quelle liefert das Beispiel eines gut funktionierenden Warenwirtschaftsystems.

Natürlich wird der Begriff "Warenwirtschaft" nicht von allen Anwendern in gleicher Weise definiert und angewandt. Eine Aufgabe hat's garantiert nicht: Es soll dem Unternehmen nicht unzählige und bis ins kleinste Detail gehende Informationen-bringen. Es muß ihm aber Orientierungsdaten liefern, damit er die richtigen Entscheidungen treffen kann über Dispositionen, Marktchancen, Sortiment, Veränderungen, Kalkulation und Warendarstellung.

Tempo entscheidet

Es ist also im Warenhaussektor keine Frage mehr, ob ein Warenwirtschaftssystem überhaupt installiert werden soll. Es stellt sich viel mehr die Frage nach dem Tempo seiner Einführung. Dies mag bei der Breuninger KG in Stuttgart zu schnell gewesen sein. Bei Wertheim war es eventuell zu langsam. Hier wie dort und bei Hertie sowie Wörl funktioniert es auf jeden Fall - aus verschiedenen Gründen - nicht optimal.

Freilich - Projektleiter Harald Niehus in der Fürther Quelle-Zentrale streitet die Umstellungsprobleme in seinem Hause auf das Warenwirtschaftssystem nicht ab: "Der Sprung dauerte ein Jahr. Und dann hatten wir immer noch 100 Fehler gemacht." Er nennt aber auch die erfolgversprechenden Schritte, die Quelle-Schickedanz vor und bei Einführung des Warenwirtschaftssystems tat: "Wir haben ein starkes Team aus Hard- und Software-Spezialisten, Organisationsfachleuten und Systemanalytikern. Wir haben intensiv miteinander gesprochen, und wir haben viel geschult."

Wo immer in den 47 Quelle-Verkaufshäusern EDV-Einrichtungen geschaffen wurden - QuelIe schulte. Und gab dafür allein eine Million Mark aus.

Beispiel: Quelle Hannover

Grundlage ist vor allem das IBM Terminal 3650 und - laut Niehus - ein sehr starkes Zentralprogramm. Beides schreibt laut erstem Quelle-Geschäftsführer Karl Schaefers in Hannover der "Quelle-Katalog" zwingend vor.

Die Waren-Nummern haben bei Quelle sechs Stellen und eine Prüfziffer.

Und jeder Strumpf, jede Krawatte hat, sogar pro Farbe, eine eigene Einkaufsnummer. Die dazu gehörenden Disponenten-Listen können per Bildschirm aus dem Zentralspeicher dazugeholt werden. Ist das Sortiment derart zusammengestellt, gehen die gewonnenen Daten über Modem nach Nürnberg. Genau dasselbe geschieht bei Katalogbestellungen.

Wenn die Ware nach Hannover kommt, wird automatisch eine Eingangsliste gedruckt, die Etiketten gesondert auf einem Terminal im zum Hannoverschen Warenhaus gehörenden Außenlager oder - je nach Notwendigkeit - einige im Hause selbst.

Der Abruf der aus den Kassen 3650 stammenden Daten geschieht des Nachts von Nürnberg aus. Das System läuft in Dekaden und so umfassend seit 1975 ab. Dabei wird auch der Auftragsbestand und -Rückstand je Warenhaus mit verarbeitet.

Jede Kasse "alles"

Im hannoverschen Quelle-Warenhaus stehen 45 Kassenterminals von IBM und zwei System-Bildschirme. Zusätzlich gibt es dort je zwei Bestell- und Schulungskassen.

An jeder der Verkaufskassen kann alles kassiert werden. Sie verarbeiten und werfen aus:

þUmsätze pro Woche;

þdie eigentliche Kassenabrechnung

þPreisvergleiche je Umsatz;

þfalsche Preisetiketten;

þÄnderungs- und Dispo-Stammdaten.

Für den Verwaltungsgeschäftsführer bei Quelle-Hannover, Konrad Pantring, liegen die Vorteile klar auf der Hand:

þZeitersparnis;

þbessere Übersichten;

þbessere Information für die Disposition;

þhöhere Verkaufsfrequenzen;

þhöhere Umsätze durch raschere Reaktionsmöglichkeit;

þErsatz als Buchungssystem bei Systemausfall.