Anwendungskopplung auf Grundlage der Exchange Infrastructure

Wann lohnt sich eine SAP-Integration mit Netweaver XI?

20.12.2007
Von Steffen Frech
Firmen, die SAP-Software mit anderen SAP-Anwendungen sowie mit Drittsystemen verbinden wollen, bietet sich die Netweaver Exchange Infrastructure an. Obwohl die Plattform einiges bietet, müssen Anwender abwägen, ob sich der Einsatz lohnt.

Anwender von SAP-Systemen erhalten mit der Netweaver-Komponente "Exchange Infrastructure" (XI) Funktionen, um Geschäftsapplikationen miteinander zu koppeln. XI dient dazu, verschiedene Software über einen zentralen Punkt zu verbinden. Hierzu stellt das Integrationssystem ein Adapter-Framework zur Verfügung, welches eine Reihe von Standard-Schnittstellen zu unterschiedlichen Programmen enthält. Darunter finden sich auch Adapter für die in SAP-Applikationen gebräuchlichen Remote Function Calls (RFCs) und Intermediate Documents (IDocs), über die eine SAP-zu-SAP-Kopplung ohne viel Aufwand möglich ist.

Mapping für Datenstrukturen

Zentrale Komponente von XI ist die Integration Engine. Sie verfügt über Mapping-Funktionen. Diese beziehen sich nicht auf die technische Konvertierung von Daten zwischen den Schnittstellen heterogener Systeme, denn das übernehmen die jeweiligen XI-Adapter. Vielmehr konvertieren die Mapping-Mechanismen der Integration Engine komplette Datenstrukturen und Werte. Beispielsweise lassen sich auf diese Weise Daten aus einem IDoc in ein anderes übertragen, das anders strukturiert ist oder von einem anderen ERP-Release stammt.

ERP-Verbindungen überwachen

Die SAP Exchange Infrastructure kann Prozesse steuern und überwachen. Verbindungen zwischen mehreren Systemen lassen sich zentral kontrollieren.
Die SAP Exchange Infrastructure kann Prozesse steuern und überwachen. Verbindungen zwischen mehreren Systemen lassen sich zentral kontrollieren.

Darüber hinaus verfügt XI über ein eigenes Monitorkonzept ("Central Monitoring"), um den Datenaustausch zu überwachen. Da bei der Verbindung von mehreren Systemen die gesamte Kommunikation über einen zentralen Austauschknoten stattfindet, fällt es Systemverwaltern leichter, diese zu überwachen, als wenn mehrere Programme jeweils direkt gekoppelt werden.

Die Abbildung zeigt den Aufbau und die Module der XI. Der Integration Builder enthält ein Framework, mit dem sich die Plattform konfigurieren lässt. Ferner bietet er Werkzeuge zum Gestalten von Geschäftsprozessen. Der Integration Server bildet den Kern der Laufzeitumgebung, während das Adapter Framework die Schnittstellen zu den Systemen zur Verfügung stellt.

Eng verbunden mit dem Integration Server ist das Central Monitoring. XI verwendet das "System Landscape Directory" (SLD). Darin sind Designobjekte und Systeme angelegt.

Prozesse erzeugen, verwalten und überwachen

XI dient jedoch nicht nur als Kommunikationsplattform, sondern darüber hinaus zur Prozessintegration. Seit dem Netweaver-Release 7.0 (vormals Netweaver 2004s) spricht SAP nicht mehr von der XI, sondern verwendet in der offiziellen Namensgebung den Begriff der PI (Process Integration). Grundlage für die Integration von Prozessen ist die Business-Process-Management-Engine, wie die Integration Engine ein weiterer zentraler Baustein. Bei der Prozessintegration werden die in der Regel eher passiven Grundfunktionen wie Datenmapping und -konvertierung um einige steuernde beziehungsweise aktive Elemente erweitert. Das Business Process Management (BPM) der XI ermöglicht es, Geschäftsprozesse zu integrieren, abzubilden sowie zu modellieren. Mittels grafischer Werkzeuge lassen sich Prozesse darstellen, entwickeln und konfigurieren. Beispielsweise ist es möglich, dass bevor eine Bestellung bei einem Zielsystem eintrifft, die BPM-Engine zunächst Informationen von anderen IT-Systemen anfordert. Erst wenn alle Daten eingetroffen beziehungsweise Bedingungen erfüllt sind, wird der Auftrag ausgelöst. Mit Hilfe von XI sind Unternehmen in der Lage, systemübergreifende Abläufe zentral zu steuern sowie zu überwachen. Auch eine spätere Prozessanpassung lässt sich leichter und schneller umsetzen, als wenn beispielsweise jedes beteiligte System einzeln wie ein Netz via Punkt-zu-Punkt-Verbindungen integriert ist. Ergänzt zu den bestehenden BPM-Eigenschaften integriert SAP die mit der Übernahme der indischen Firma Yasu erworbenen Techniken.

Adapter von SAP, von Drittfirmen oder aus eigener Entwicklung

Sollte eine Schnittstelle eines Fremdsystems von den XI-Standard-Adaptern nicht bedient werden können, sind möglicherweise Konnektoren von Drittanbietern erhältlich. Ist dies nicht der Fall, können Entwickler mit Hilfe des SAP-Adapter-Frameworks eigene Adapter schreiben. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die XI mit jedem System kommunizieren kann. Somit können Nutzer via XI auch SAP-Systeme mit unterschiedlichen Releases verbinden und sind nicht gezwungen, die SAP-Applikationen auf den gleichen ReVersionsstand zu bringen.

Sind lediglich zwei SAP-Systeme zu integrieren, bietet sich hingegen eine direkte Kopplung an, da sich sonst die Ausgaben für XI nicht rentieren. Zwar spricht einiges für XI, doch müssen Firmen abwägen, wann sich der Einsatz lohnt. Eine entscheidende Rolle spielen die Mehrkosten für Lizenzen und Integration einer XI-Lösung auf der einen und die Umsetzung des Gesamtprozesses (mit und ohne XI) auf der anderen Seite.

Netweaver Portal kommt auch ohne XI zurecht

Ein weiterer Aspekt betrifft das Netweaver Portal in Verbindung mit SAP- beziehungsweise Fremdsystemen. Auch hier stellt sich die Frage, ob XI Vorteile bietet. Das Netweaver Portal verfügt bereits über Konnektoren und ist daher nicht auf XI angewiesen. Müssen komplexe Prozesse abgebildet werden, wird sich XI nebst Business Process Engine wahrscheinlich lohnen. Geht es hingegen nur darum, ein oder nur wenige Systeme ohne aufwändige Prozessabbildung mit einem Portal zu verknüpfen, kann XI kaum nützlich sein. In diesem Fall reicht möglicherweise das portaleigene Connector Framework aus, um heterogene Software anzubinden. (fn)