Neuer Minicomputer soll Branchenriesen attackieren:

Wang will Marktanteile von IBMs AS/400

10.02.1989

FRAMINGHAM (CW) - Der US-Hersteller Wang will in Kürze einen Minicomputer für den High-End-Bereich ankündigen. Wie ein Sprecher mitteilte, übertrifft das neue System das bisherige Topmodell VS7310 in puncto Rechenleistung um das Vierfache. Branchenkenner prophezeihen der Wang-Marketingabteilung jedoch Überstunden; die IBM ist auf diesem Markt bereits mit ihrer AS/400-Familie sehr erfolgreich.

Das neue Wang-System trägt die Bezeichnung VS10 000 und hat eine Rechenleistung von 12 MIPS. Trotz des hohen Durchsatzes bezweifeln Branchenkenner, daß der Uniprozessor Wang zu dem Aufschwung verhilft, den das Unternehmen braucht. Denn das unbefriedigende US-Geschäftsergebnis des vergangenen Quartals - so ihre Meinung - werde Wang im Wettbewerb gegen die hochkarätige Konkurrenz in diesem lukrativen Segment nicht gerade den Rücken stärken. "Mit der AS/400-Serie ist es der IBM zum ersten Mal gelungen, ein konkurrenzfähiges System in diesem Marktsegment zu plazieren", sagt Michael Geran, Analytiker bei Nikko Securities in New York. Das hätte den Markt durcheinander gebracht und Unternehmen wie Unisys und DEC auf den Plan gerufen, die sich jetzt auch ein Stück vom Kuchen abschneiden wollen.

Mit der VS10 000 führt Wang bereits den zweiten Minicomputer gegen IBM ins Feld. Die erste Speerspitze - der Wang VS5000 - kam kurz nach der AS/400-Ankündigung durch Big-Blue auf den Markt. Nach Ansicht von Beobachtern braucht Wang jedoch mehr als lediglich ein weiteres System, um wirtschaftlich zu genesen. Anstatt sich mit Upgrades seiner Rechner über Wasser zu halten, solle sich der Hersteller besser um neue Märkte bemühen. In den vergangenen Jahren hätte das Unternehmen nur von seiner bereits installierten Basis gelebt.

Nach Angaben des Wang-Sprechers werden mit dem neuen System auch diverse Verbesserungen im Softwarebereich einhergehen. Der High-End-Mini fährt nach Herstellerangaben die Wang-Betriebssysteme VS und VDS/VM; letzteres erlaubt dem Rechner, VS und dessen Unix-Implementation gleichzeitig zu fahren. Außerdem wolle man ein neues Speicher-Subsystem vorstellen. Ein Vertreter der deutschen Wang-Niederlassung in Frankfurt sagte, die neuen Rechner würden im Februar auch für die Bundesrepublik angekündigt werden und Ende des Jahres auf den Markt kommen.