Nach der Gründung des Anwender Forum e. V.

Wang sieht sich mit Querelen bei den Anwendergruppen konfrontiert

26.04.1991

DÜSSELDORF - Seit der Gründung des "Wang Anwender Forum e.V." (WAF) am 8. April 1991 sieht die Wang Deutschland GmbH offenbar überhaupt keinen Grund mehr sich mit der Wang User Group (WUG) zu arrangieren.

Durch Einflußnahme auf den europäischen Dachverband European Society of National Wang User Groups (Eswu) versucht der Hersteller vielmehr, die WAF als einzige legitime Anwendervertretung zu etablieren.

Ohne seine Mithilfe entstanden, war die Wang User Group (WUG) dem Hersteller seit ihrer Gründung vor fünf Jahren ein Dorn im Auge. Anfang 1987 hatte die Frankfurter Wang-Niederlassung sogar juristische Schritte unternommen, um den in Düsseldorf eingetragenen Anwenderverein am Führen des Herstellernamens im Titel zu hindern (vergleiche CW Nr.12 vom 20. März 1987, Seite 7:, Wang tritt Wang User Group vors Schienbein). Von der Wang GmbH direkt war zum Thema WUG wenig zu erfahren. Zwar wisse man, daß es da noch einen Verein gibt; aber nur das Anwender Forum sei offiziell anerkannt. Diese offizielle Anerkennung äußere sich unter anderem darin, daß der Hersteller das Benutzergremium mit Informationen versorgt.

Die Präferenz des Herstellers rührt nach Einschätzung des ehemaligen WUG-Vorsitzenden Martin Glückmann und seines Nachfolgers Michael Notowitz zu einem großen Teil daher, daß die derzeit 187 WUG-Mitglieder vorwiegend kleine bis mittlere Wang-Systeme im Einsatz hätten, während die WAF ihre Zielgruppe eher in den Anwendern von VS-Systemen sehe. Der frischgebackene WAF-Vorsitzende Rüdiger Podlech dementiert jedoch, daß die Mitgliedschaft im Anwender Forum, von der Größe der Maschine abhänge; allerdings vertritt er die Ansicht eine solche Organisation sei ohnehin nur für Unternehmen ab einer gewissen Größenordnung interessant.

Aus seiner Sicht stellte sich die WUG vielmehr selbst ins Abseits, indem sie "die eigentliche Idee einer Anwendervereinigung" verfehlt habe. Wie ein vom 15. Januar 1991 datierender Brief des WAF-Vorsitzenden an den damaligen WUG-Vorstand Glückmann belegt, setzt sich das Anwender Forum sowohl die offene Kommunikation der Mitglieder als auch die "partnerschaftliche Kooperation mit unserem Hersteller" zum Ziel. Laut Podlech hat die WUG in dieser Hinsicht nicht funktioniert.

Glückmann und Notowitz sehen das anders: Höher als die gute Partnerschaft mit dem Hersteller werten sie die Unabhängigkeit des Benutzergremiums, und diese Unabhängigkeit sehen sie beim WAF nicht gewährleistet. Aus in der Vergangenheit geführten Gesprächen mit dem Hersteller sei ihnen bekannt, wie, dessen Bedingungen für ein kooperatives Verhältnis aussehen: So habe sich Wang unter anderem ausgebeten, alle Informationen, die von der User Group nach außen gegeben werden, zu kontrollieren. Solche Bedingungen, so die beiden WUG-Mitglieder, seien für eine unabhängige Anwendervereinigung nicht akzeptabel.

Die Existenz zweier konkurrierender Benutzerorganisationen wäre an sich nicht tragisch

- hätte sich der in Gründung befindliche europäische Dachverband nicht in die Satzung geschrieben, daß aus jedem Staat

- mit Ausnahme des kulturell zweigeteilten Belgien - nur eine einzige Anwendervertretung Eswu-Mitglied werden könne. Unter diesen Umständen sind WUG und WAF quasi gezwungen, sich zusammenzuraufen.

Bislang bezichtigt jedoch der eine Verein den jeweils anderen, ungenügendes Interesse an einer Zusammenarbeit zu zeigen. Aus diesem Grund einigten sich die beiden Benutzergremien, bis zur nächsten Eswu-Sitzung, die in einem halben Jahr stattfinden wird, getrennt zu operieren. Bis dahin, vermutet Podlech, werde sich schon abzeichnen, welche der beiden Organisationen längerfristig Bestand haben könne; er selbst hoffe auf 200 bis 300 Mitglieder im Laufe des ersten Jahres - getreu dem Motto: "Konkurrenz belebt das Geschäft."

Wang Deutschland betreibt nach offizieller Lesart eine Politik der Nichteinmischung-. Wir halten uns da raus. Die Wirklichkeit sieht allerdings etwas anders aus: Nachdem der Eswu-Vorsitzende Wim Leijte zur Gründungssitzung offenbar beide Benutzergruppen eingeladen hatte, schaltete sich der deutsche Wang-Geschäftsführer Horst Enzelmüller ein; er bat den Niederländer schriftlich, die Einladung an die WUG rückgängig zu machen. Begründung: "Mit der ... Wang User Group ... besteht keinerlei Kooperation, und Herr Glückmann kommt für mich als Ansprechpartner nicht in Frage."

Obschon das WAF hier vordergründig begünstige wurde, begrüßt Podlech die Intervention des deutschen Wang-Chefs, eigentlich nicht, da sie den Anschein erwecke, als wolle von Herstellerseite eingegriffen werden. Schließlich möchte auch das Anwender Forum als unabhängig gelten, was es unter anderem dadurch zu dokumentieren versucht, daß es jedem Mitglied einen Jahresbeitrag von 600 Mark abverlangt. Kommentar des WAF-Vorstands: Es macht keinen Sinn, auf Konfrontationskurs zu gehen; aber man sollte auch nicht in einem Bett schlafen."

Wie Glückmann und Notowitz berichten, fehlten auf der Einladungsliste der Eswu-Versammlung dann tatsächlich die Namen der beiden WUG-Mitglieder. Darüber hinaus habe der europäische Wang-Marketier Eric Versnell sich gegenüber Wim Leijte dahingehend geäußert, daß die Eswu keine Unterstützung von seiten des Herstellers zu erwarten haben, solange das "deutsche Problem" nicht gelöst sei.