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Walter Hewlett fährt schwerere Geschütze auf

28.12.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Was Walter Hewlett bereits im November angedeutet hatte, machte er nun wahr: Der Sohn des Hewlett-Packard-Mitbegründers William Hewlett stellte bei der US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) Antrag darauf, sich die Stimmrechte der übrigen HP-Aktionäre übertragen zu lassen, um die geplante Übernahme von Compaq zu blockieren. Sollte die SEC diesem Gesuch stattgeben, kann Hewlett den Anlegern Wahlkarten zusenden, mit denen sie ihm das Recht einräumen, für sie abzustimmen. Hewlett und David Packard Junior, Sohn des gleichnamigen HP-Mitbegründers, sowie verschiedene Familienstiftungen lehnen die HP-Übernahme von Compaq ab. Zusammen besitzen sie 18 Prozent der HP-Aktien. Die Aktionärsabstimmung soll im kommenden Februar stattfinden.

In dem Stimmrechtsantrag erläutert Hewlett zudem, warum er als Director im HP-Verwaltungsrat zunächst für die Fusion mit Compaq gestimmt hatte. Ende August und drei Tage vor der HP-internen Abstimmung zu dem Deal habe ihm der Firmenanwalt Larry Sonsini klar gemacht, dass der Merger auch ohne sein Plazet durchgezogen würde. Falls er jedoch dagegen stimmen sollte, müsste der Übernahmepreis neu verhandelt werden und könnte höher ausfallen. Hewlett entschloss sich nach eigenen Angaben daher, dem Deal als Director zuzustimmen, ihn jedoch als Aktionär abzulehnen. Diese Absicht habe er der HP-Führung bereits vor Monaten signalisiert. HP-Firmenchefin Carleton "Carly" Fiorina hingegen hatte sich Anfang November, als sich Hewlett erstmals öffentlich gegen die geplante Fusion aussprach, noch erstaunt über die Ablehnung des Gründersohns gezeigt.

Der Antrag, den Hewlett zusammen mit Edwin van Bronkhorst, ehemaliger HP-Finanzchef, und dem William R. Hewlett Revocable Trust einreichte, nennt nochmals die Gründe, warum die Gründerfamilien die 22,3 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Compaq ablehnen. Vor allem fürchten sie einen Wertverlust des Unternehmens und damit eine Schädigung der Aktionäre. Zudem werde das lukrative HP-Druckergeschäft durch das verlustbringende PC-Geschäft von Compaq kompromittiert. Ferner habe kein großer Merger in der Computerherstellerbranche jemals die Erwartungen erfüllt. Die Gegner des Deals sehen sich in dem Börsenwertverlust bestätigt, den HP seit der Ankündigung der Fusion hinnehmen musste. (ka)