Auf der Weltkarte des Internets und der Informationstechnik ist Nordkorea der letzte weiße Fleck. Nun hat der totalitäre Staat anscheinend einen ersten Schritt in Richtung World Wide Web gemacht: Ein Block mit 1024 IP-Adressen, der bereits seit Jahren für das Land reserviert ist, wurde nun dem Unternehmen Star Joint Venture übertragen. Die Firma, ansässig in der Hauptstadt Pjöngjang, gehört zum Teil der thailändischen Loxley Pacific Ltd. Die wiederum hat bereits Erfahrungen in Hightech-Projekten in Nordkorea gesammelt. Beispielsweise hat Loxley Pacific im Jahr 2002 das erste Mobilfunknetz (Sunnet) des Landes gebaut.
Der Schritt kommt in einer Zeit, in der Nordkorea unter starkem internationalem Druck steht. Das ohnehin weitgehend isolierte Land hat sich noch weiter ins Abseits manövriert, seit es Ende März ein südkoreanisches Kriegsschiff versenkt hat. Bei dem Angriff starben mehrere Seeleute. Ein internationales Ermittlerteam stellte fest, dass das Schiff von einem nordkoreanischen Torpedo getroffen worden war. Daraufhin verschärften sich die Spannungen mit Südkorea. Bei einer möglichen Verurteilung durch die UN und den Weltsicherheitsrat drohte die Staatsführung jüngst mit Krieg.
- Straßenbild in Nordkorea
Plakate mit Propaganda-Botschaften prägen das Straßenbild in Nordkorea. Sie sind ein Element in der Strategie der Regierung, die Linientreue der Bürger zu wahren. Wichtiger noch ist der Staatsführung die Hoheit über sämtliche Informationskanäle. - Die Hauptstadt Pjöngjang
In der Hauptstadt Pjöngjang leben mehr als drei Millionen Menschen. Ingesamt zählt Nordkorea 24 Millionen Einwohner. Das Regime kontrolliert sein Bürger sehr streng, selbst Reisen innerhalb des Lands müssen genehmigt werden. Die Frequenzeinstellungen an den Radios sind fixiert, so dass keine ausländischen Sender zu empfangen sind. Zugang zum freien Internet haben nur wenige Mitglieder der nationalen Elite. - Handyempfang in Südkorea
An der Grenze zu Südkorea ist an einigen Stellen das nordkoreanische 3D-Netz zu empfangen. Hier zeigt das Gerät Signale der südkoreanischen SK Telecom und KT Freetel an. Die Signalkennung "467-60" steht für das Mobilfunknetz Koryolink in Nordkorea. Es wurde 2008 eingeweiht. - Telefonverzeichnis
Ein nordkoreanisches Telefonverzeichnis aus dem Jahr 2004. - Technik darf nicht eingeführt werden
Ein Schild an der Einreisestation in Paju, dem letzten Stopp bevor Besucher die Sonderwirtschaftszone im nordkoreanischen Kaesong Industrial Park betreten, warnt davor, verbotene Geräte einzuführen. Dazu zählen etwa Handys, Navigationsgeräte, USB-Sticks, Digitalkameras, CDs, DVDs, MP3-Player, Zeitungen und Magazin sowie Laptops. - Schulung der Programmierer
Das Regime fördert sein geraumer Zeit die IT-Industrie. Ein Bild aus dem Jahr 2002 zeigt Studenten am Mangyongdae Childrens Palace, wie sie die Programmiersprache Visual Basic erlernen. Wie in jedem Klassenzimmer hängen auch hier Porträts vom Staatsgründer Kim Il-Sung und seinem Sohn Kim Jong-il, dem aktuellen Staatsoberhaupt. - IT-Industrie lockt mit günstigen Preisen
Die Outsourcing-Industrie in Nordkorea konzentriert sich auf Nischenthemen wie Animationstechnik, Dateneingabe und Software für mobile Anwendungen. - Mobile Anwendungen
Ein nordkoreanischer Ingenieur eines Outsourcing-Provider arbeitet an einem mobilen Spiel für Nokia-Handys. - Animationssoftware
Hier feilt eine Illustratorin an der Software. - IT-Handbücher
In dem Regal finden sich Bücher mit IT-Tipps. Zu sehen sind hier "Troubleshooting für Windows 98, 2000 und XP" sowie "BIOS registry: 1.000 praktische Techniken". Oft sind Handbücher und Literatur verglichen mit den Standards etwa in Südkorea und den westlichen Industriestaaten veraltet. - Nordkoreanische PC-Spiele
Diese nordkoreanischen Computerspiele gehören zu den wenigen Softwaretitel, die im Land entwickelt und exportiert wurden. Hersteller ist KCC (Korea Computer Center).
Was das Regime mit den IP-Adressen vorhat, ist unklar. Selbst Experten, die das Land seit Jahren beobachten, sind ratlos. "Es gibt keinen Platz für das Internet in der heutigen Demokratischen Volksrepublik Korea", schüttelt etwa Leonid A. Petrov, ein Dozent für koreanische Studien an der Universität von Sydney, den Kopf. "Hätten die Nordkoreaner einen offenen Zugang zum World Wide Web, würden sie die Wahrheit erfahren, die ihnen die Staatsführung seit mehr als sechs Dekaden verheimlicht." Solange der aktuelle Staatschef Kim Jong-il oder sein Nachfolger keine Lust auf politischen Selbstmord hätten, würden sie das Internet sowie sämtliche anderen freien Medien im Land verbieten, so der Hochschullehrer. Die thailändische Loxley bestätigte Projekte mit Pjöngjang, äußerte sich jedoch nicht zu Plänen mit den IP-Adressen. "Sie sind Teil des Geschäfts. Dazu werden wir keine Informationen veröffentlichen", sagte Sahayod Chiradejsakulwong, Manager bei Loxley.