Wachstumsmotor Gesundheitswesen

27.10.2005
In der deutschen Medizin- und Heilbranche gibt es künftig erheblichen IT-Bedarf.

In Großbritannien zählt die Gesundheitsbehörde zu den wichtigsten Auftraggebern im IT-Servicemarkt. In den vergangenen zwei Jahren vergab die Organisation National Health Service (NHS) sechs Outsourcing- und Projektaufträge im Wert von insgesamt neun Milliarden Euro. Um die Zuschläge haben sich alle namhaften Anbieter beworben, große Abschlüsse konnten etwa BT Global Services, EDS und Accenture melden. Mittlerweile zeigt sich allerdings auch, dass die Vergabe zu schnell erfolgte und Zeitpläne zu eng kalkuliert wurden: BT Global Services räumte etwa ein, man sei bei der Implementierung einer zentralen Patientendatenbank rund neun Monate in Verzug. Mit Problemen hatten auch Accenture, Fujitsu Services, EDS und Atos Origin zu kämpfen.

In Deutschland umfasst das Auftragsvolumen noch nicht das des britischen Marktes, doch auch hier erwarten Experten anziehende Geschäfte. "Arztpraxen, Krankenhäuser und Reha-Einrichtungen arbeiten bislang mit unterschiedlichsten IT-Systemen", schildert Andreas Burau, Research Director ICT-Service bei der Experton Group. "Dies führt zu Medienbrüchen, Kommunikationsproblemen und letztlich zu Ineffizienz beispielsweise durch Mehrfachuntersuchungen. Vor dem Hintergrund neuer Kooperationsformen und Zusammenschlüsse werden Projekte zur Harmonisierung und Standardisierung der IT-Infrastrukturen und Anwendungen zunehmend notwendig."

Gesundheitskarte kommt später

Im Rahmen der Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung, die seit dem Jahr 2004 gesetzlich verankert ist, soll bis zum Jahr 2010 ein Großteil der "E-Health"-Anwendungen umgesetzt werden. Dazu zählen etwa die elektronische Gesundheitskarte, das elektronische Rezept und die elektronische Patientenakte. Das dafür erforderliche Infrastrukturvorhaben hat ein Volumen von 1,4 Milliarden Euro und gilt derzeit als eines der größten Telematikprojekte weltweit. Weil die beteiligten Verbände sich auf wesentliche Einzelheiten noch nicht einigen konnten, ist die Einführung der Gesundheitskarte frühestens 2007 zu erwarten, vermuten die Marktbeobachter der Experton Group.

Zudem sind therapiebezogene Anwendungen geplant, etwa zur medizinischen Prävention, in der Telemedizin, für den intelligenten Datenaustausch sowie zugunsten besserer medizinische Behandlung. Dazu sind Mobility-Lösungen etwa in der Telekardiologie notwendig. Denkbar ist die Wimax-Vernetzung von Patient und Arzt sowie der RFID-Einsatz in der fehlerfreien Arzneimittelversorgung.

Außerdem erwartet die Experton Group, dass die Gesundheitsbranche weiteren Effizienzgewinn durch den Einsatz betriebswirtschaftlicher Standardsoftware anstrebt. Eine verstärkte Kundenorientierung wird bei den großen Leistungserbringern und Versicherungen zur Standardisierung beitragen. Zudem dürften bessere Speicher notwendig sein, wenn die elektronische Patientenakte kommt. Aber auch Kosten- und Compliance-Aspekten werden die Überarbeitung der Storage-Netze erforderlich machen. (jha)