Vorwoche: Oracle - Erst mal die weitere Entwicklung abwarten

22.08.2003
Von Christian Struck
Im Dunstkreis von Oracle und Lawrence Ellison wird es nie langweilig - dennoch sind viele Frage um die Zukunft des Datenbankkonzerns ungeklärt. Der Aktienkauf wird damit zum Vabanquespiel.

Der exzentrische Oracle-Gründer Lawrence Ellison versucht mit der feindlichen Übernahme von Peoplesoft den Abstand auf den Marktführer für Unternehmenssoftware SAP zu verringern. Das kleinste Problem dabei ist, ein Angebot vorzulegen, welches die Peoplesoft-Aktionäre finanziell befriedigt. Hierzu hat Oracle seine erste Offerte in Höhe von 16 Dollar je Peoplesoft-Aktie bereits auf 19,50 Dollar angehoben.

Durch die zwischenzeitlich erfolgte Übernahme von J.D. Edwards (JDE) durch Peoplesoft, die teilweise mittels Ausgabe neuer Peoplesoft-Aktien finanziert wurde, wuchs sich der Betrag, der für Peoplesoft beim derzeitigen Angebotspreis zu entrichten wäre, von 6,3 auf 7,5 Milliarden Dollar aus. Dies sollte für Oracle mit derzeitigen liquiden Mitteln von 6,5 Milliarden Dollar kein größeres Problem darstellen. Im Fall einer Übernahme von Peoplesoft-JDE würde sich der Umsatz Oracles von 9,5 auf mehr als 12,5 Milliarden Dollar erhöhen. Deshalb erwägen einige Generalstaatsanwälte, die Übernahme aus kartellrechtlichen Gründen zu untersagen. Auch eine Klage durch Peoplesoft wegen angeblicher "unlauterer Geschäftsmethoden" könnte sich als cleveres taktisches Störfeuer erweisen.

Im Falle einer Übernahme könnten das zuletzt schwache Umsatzwachstum durch Synergien sowohl im Absatz als auch auf der Kostenseite wieder wettgemacht werden. Abschließend lässt sich festhalten, dass der Ausgang des Übernahmepokers noch völlig offen und die Oracle-Aktie mit dem fast siebenfachen Jahresumsatz und dem zehnfachen Buchwert nicht gerade günstig bewertet ist. Da zudem möglicherweise die Kosten aus dem Aktienoptionsprogramm künftig als Aufwand verbucht werden müssen, sollte erst einmal die weitere Entwicklung abgewartet werden.

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