Vorstellungsgespräche: Was Bewerber am meisten stört

21.09.2007
Kreuzverhöre und Gleichgültigkeit der Arbeitgeberseite sind wichtige Gründe, warum Bewerber einen Job absagen, wie eine aktuelle Studie des Personaldienstleisters DDI zeigt.

Was würden Sie mit einer Million Euro machen? Haben Sie Feinde? Warum wollen Sie arbeiten? Die sind alles Fragen, die nachweislich immer wieder in Auswahlgesprächen vorkommen. Welches Ziel Unternehmen mit derlei Fragen verfolgen, ist nur schwer zu erkennen. Die international tätige HR-Beratung DDI befragte europaweit 2.251 Stellensuchende und rund 100 Recruiting-Verantwortliche und Linien-Manager mit Personalverantwortung zu Bewerbungs- beziehungsweise Auswahlprozessen. Das Ergebnis: Nicht nur den Bewerbern unterlaufen grobe Schnitzer während des Einstellungsgesprächs. Auch die Interviewer begehen Kardinalfehler. In der Konsequenz werden Stellen falsch besetzt, Talente laufen zum Wettbewerb über.

Wie die Studie "Selection Forecast 2006-2007" zeigt, ist der Eindruck, den ein Kandidat im Auswahlgespräch von der Personalabteilung und dem Unternehmen gewinnt, ausschlaggebend für die Entscheidung, ob er den Job annimmt oder absagt. Im Hinblick auf den Wettbewerb um Talente, den 75 Prozent der Personaler als sich verschärfend einschätzen, sind die Unternehmen gefordert, ihren Auswahlprozess kritisch zu prüfen. Wie die Studie zeigt, unterlaufen vielen Arbeitgebern bereits im Auswahlgespräch entscheidende Fehler. Am meisten stört die befragten Kandidaten, wenn der Gesprächspartner den Eindruck vermittelt, er habe keine Zeit für das Interview (66 Prozent). Als nahezu genauso negativ empfinden sie das Gefühl, dass Informationen zurückgehalten werden oder das Gespräch einem Kreuzverhör gleicht. Die Linien-Manager mit Personalverantwortung sind dagegen von ihren Kompetenzen überzeugt, immerhin 78 Prozent schätzen sich als gute Interviewer ein.

Die befragten Linienmanager dagegen stört vor allem eines bei Bewerbern - wenn sie vage Auskünfte über berufliche Erfahrungen geben (76 Prozent) oder persönliche Informationen vorenthalten (57 Prozent). Unpünktlichkeit steht bei 56 Prozent der Befragten auf der Schwarzliste. Die übertriebene Darstellung der Qualifikationen und fehlendes Wissen über das Unternehmen (jeweils 50 Prozent) stößt bei den Personalverantwortlichen ebenfalls negativ auf.

Die Untersuchung zeigt deutlich: Noch denken viele Linien-Manager, dass ausschließlich die Bewerber in der "Bringschuld" stehen. Auswahlgespräche werden häufig als zeitraubende Zusatzarbeit gesehen. Die Vorbereitung auf individuelle Gespräche scheint noch nicht zum Standard zu gehören. (hk)