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Vorsorglich: Deutsche Alcatel-Tochter baut Arbeitsplätze ab

19.11.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Alcatel SEL AG, die deutsche Tochter des französischen TK-Ausrüsters, will im kommenden Jahr 800 bis 850 von insgesamt 9012 Stellen streichen. Nach Angaben des Vorstandsvorsitzenden Andreas Bernhardt beabsichtigt das Management mit diesem Schritt, den gedämpften Erwartungen für die nächsten Jahre frühzeitig Rechnung zu tragen. In der Krise stecke seiner Meinung nach jedoch nicht Alcatel, sondern die TK-Branche. Um für eine rückläufige Konjunkturentwicklung im kommenden Jahr gerüstet zu sein, sollen in der Vermittlungstechnik rund 550 von 3850 Arbeitsplätze wegfallen, in den Bereichen Verwaltung und Service werden 250 von 1750 Jobs gestrichen. Personalchef Thomas Edig setzt auf natürliche Fluktuation, schließt aber an den Standorten Stuttgart, Berlin und Gunzenhausen auch Entlassungen nicht aus. Für die deutschen Schwester- und Tochterunternehmen der Alcatel

SEL existieren dagegen noch keine konkreten Planungen. Insgesamt beschäftigt Alcatel hierzulande 13 500 Mitarbeiter.

Der Betriebsrat kreidet die Streichungspläne allein dem französischen Headquarter an. In einer Stellungnahme klagte die Arbeitnehmervertretung, hier würden Leute auf Vorrat auf die Straße gesetzt und müssten die Zeche für eine verfehlte Konzernpolitik in anderen Erdteilen bezahlen. So arbeite die deutsche Gesellschaft profitabel und blicke auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Tatsächlich rechnet Vorstandschef Bernhardt damit, dass Alcatel SEL 2001 die Erwartungen erfüllen und den Umsatz um fünf bis 15 Prozent steigern wird. Dem deutschen Teilkonzern gelang es im Vorjahr erstmals wieder, einen Reingewinn von 87 Millionen Euro bei Einnahmen von knapp zwei Milliarden Euro zu erwirtschaften. Ganz anders der Gesamtkonzern: Alcatel verbuchte in den ersten neun Monaten einen Nettoverlust von 3,47 Milliarden Euro. Nicht ohne Grund kündigte der TK-Ausrüster also im Oktober an, weitere 10 000 Mitarbeiter zu entlassen (Computerwoche online berichtete). Insgesamt streicht der Konzern damit 33 000 Stellen oder ein Drittel aller Arbeitsplätze weltweit.