Schwerer Verlust für Sun Microsystems

Vordenker Bill Joy verlässt Sun

19.09.2003
MÜNCHEN (CW) - Sun Microsystems hat mit dem Weggang von Bill Joy (48) einen weiteren Vordenker verloren. Joy hatte 1982 gemeinsam mit drei Mitstreitern das Unternehmen Stanford University Network (Sun) Microsystems gegründet. Seine Aufgaben übernimmt vorerst Chief Technology Officer (CTO) Greg Papadopoulos.

Das "Fortune"-Magazin nannte ihn einmal den "Edison des Internet". Mit Joy verlässt der vorletzte der vier Gründungsmitglieder von Sun Microsystems das Unternehmen. Im Februar 1982 hatten der Deutsche Andreas von Bechtolsheim, Scott McNealy, Vinod Khosla und Bill Joy in der 2310 Walsh Road im kalifornischen Santa Clara ein Startup aus der Taufe gehoben - ausgestattet mit zwei Schecks des Risikokapitalgebers Robert Sackman über 100000 und 200000 Dollar. Jetzt ist von dem Quartett nur noch McNealy übrig geblieben.

Mit dem Tagesgeschäft bei Sun hatte Joy allerdings seit längerem nichts mehr zu tun. Von ihm wurde gesagt, er berichte "an niemanden mehr und niemand berichtet an ihn". Er residierte seit 1991 im Wintersportort Aspen in Colorado und arbeitete dort mit einem Team von 30 bis 100 Kollegen an Technikprojekten.

Joy hatte schon zu Studienzeiten ab 1975 an der University of California at Berkeley gearbeitet und dort das Unix-Derivat Berkeley System Distribution (BSD) programmiert beziehungsweise den AT&T-Code in eine modernere Version umgearbeitet. Joy erweiterte den Kernel, verbesserte die Inter-Process-Communications (IPC) und war auch wesentlich dafür verantwortlich, Netzwerkoptionen und das "Fast File System" in das Betriebssystem zu integrieren. Ihm sind Unix-Tools wie "vi" - ein interaktiver Editor -oder die C-Shell "csh" zu verdanken. Alle modernen Varianten von Unix ebenso wie an Unix orientierte Standards wie Posix lassen sich auf BSD zurückführen.

Bei Sun entwarf Joy unter anderem das Network File System (NFS). Er entwickelte die Sparc-Architektur weiter und zeichnete auch verantwortlich für die Softwaretechnologien Java, Jini und Jxta. Letztere ermöglicht auf Basis von Java eine Peer-to-Peer-Koordination. Kleine Einschränkung allerdings: James Gosling ist es, der als Vater von Java gelten muss.

Konkrete Zukunftspläne hat Joy nicht. In einem Interview gab er allerdings zu Protokoll, er könne sich durchaus vorstellen, auch wieder für eine große Firma wie beispielsweise Intel zu arbeiten. (jm)