Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherung e. V.:

Vorbei die Profil-Neurose

08.07.1977

Selbstsicher gab sich der Vorstand der Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherung e. V. auf der ersten außerordentlichen GDD-Mitgliederversammlung. Man ist mittlerweile "in", eine "stolze Leistungsbilanz" (GDD Presse-Information) konnte vorgelegt werden. Schon der äußere Rahmen war beeindruckend: Nicht irgendein Kaninchenzüchter-Vereinslokal, sondern Konferenzsaal 1 des neuen Wissenschafts-Zentrums in Bonn-Bad Godesberg, das beste vom Modernsten.

60 Mitglieder, meist betriebliche Datenschutzbeauftragte zum Teil sehr namhafter Firmen, saßen hinter Mikrofonen im Rund mattschwarzer Konferenzbänke.

Zu den Leistungen. Seit Gründung etwa zur Jahreswende wurden mehrere hundert telefonische Auskünfte und über einhundert schriftliche Stellungnahmen für die GDD-Mitglieder gegeben. Sieben von neun angekündigten Dokumentationen wurden insgesamt über 2200mal verschickt (die "langerwartete" Dokumentation zum Thema "Datei-Register" soll in diesen Tagen versandt werden). 44 Firmen (denen der GDD-Service nach Selbsteinschätzung bis zu 1000 Mark per anno wert ist) und 112 persönliche Mitglieder schlossen sich binnen nur fünf Monaten der GDD an, tatsächlich beeindruckende Zahlen, womit bereits ein Jahres-Beitragsaufkommen von über 30 000 Mark gesichert ist. So sind auch schon annähernd 20 000 Mark auf dem GDD-Konto, womit die Möglichkeit eröffnet ist, den ehrenamtlich tätigen Vorstand ab August durch eine eigene Geschäftsstelle mit zwei Bürokräften zu entlasten

Vier ständige Arbeitskreise

Die Mitgliederversammlung beschloß die Errichtung von vier ständigen Arbeitskreisen "Weitergehende Rechtsvorschriften "Berufsbild des Datenschutzbeauftragten", "Datenschutz und MDT" und "Datensicherheit". Ferner sollen regionale Korrespondenten - ohne viel organisatorischen Überbau - GDD-Arbeitskreise bilden als Forum für den Erfahrungsaustausch unter befreundeten Unter- 8 nehmen in Großstädten, wo immer sich entsprechende GDD-Mitglieder zu solcher Verbandsarbeit bereit erklären.

Ballast abgeworfen

Um einem "möglichen Geruch kommerzieller Interessen" wirksam entgegenzutreten, wurde aus dem Vorstand schließlich selber vorgeschlagen, auf zwei Passagen der Satzung völlig zu verzichten, die offenbar mehrfach Anlaß zu Kritik gegeben hatten. Ersatzlos gestrichen wurde, daß die GDD "sofern landesrechtliche Bestimmungen die Übertragung ihrer Aufsichtskompetenzen an Dritte erlauben, die Übertragung entsprechender Prüfungsrechte anstrebt" und ferner, daß die GDD "die Erfüllung des BDSG und landesrechtlicher Vorschriften im Hinblick auf den ordnungsgemäßen Umgang mit personenbezogenen Daten gegenüber interessierten Unternehmen nach eingehender Prüfung testiert". Vorbei offenbar die Profil-Neurose unstimmiger ZieIvorstellungen: als Ballast wurde abgeworfen, was nicht unmittelbar der Verbandsarbeit dient; das alles ohne Kampfabstimmung bei nur wenigen Gegenstimmen.

Rüge für den VDRZ

Ansonsten wurden einstimmig Satzungsänderungen verabschiedet, die erforderlich waren, um den Gemeinnützigkeitsbestimmungen der neuen Abgabenordnung gerecht zu werden.

Umstritten war in der Mitgliederversammlung, daß es, solange kein entsprechender Mitglieder-Beschluß vorläge, kein Mitglieder-Verzeichnis der GDD geben werde - aus Gründen des Datenschutzes. Gerügt wurde der Verband Deutscher Rechenzentren (VDRZ), weil er in seinem "Datenschutzkompaß" das Copyright der GDD-Dokumentationen verletzt habe.

Der Nachmittag der ganztägigen Veranstaltung war Fach-Kurzvorträgen und der Beantwortung von Sachfragen der Mitglieder gewidmet.

Informationen: GDD e.V. Alfred-Bucherer-Str. 111, 5300 Bonn