Vorausplanung ohne Multimedia und Objektorientierung Sybase revidiert Tools-Konzept und entwirft Datenbank-Update

04.11.1994

BRUESSEL (ua) - Noch ist "System 10" nicht vollstaendig auf dem Markt, da versucht Sybase bereits, "System 11" zu vermarkten. Das Update soll den Datenbankkern um Features zur Parallelverarbeitung erweitern und Performance-Steigerungen aufweisen. Schwierigkeiten bei der Umsetzung einer hochfliegenden Repository-Idee zwingen den Hersteller, sein Tools-Konzept zu ueberarbeiten.

Die unter der Bezeichnung System 11 angekuendigte Datenbank soll Leistungssteigerungen gegenueber dem Vorgaengermodell von 20 bis 30 Prozent aufweisen. Das sehen zumindest interne Sybase-Dokumente vor, wie die CW-Schwesterpublikation "Computerworld" erfahren haben will. Darueber hinaus werde das Produkt fuer symmetrische Multiprozessor-Architekturen sowie fuer Cluster aus acht und mehr CPUs geeignet sein.

Bisher ist der zum System 10 gehoerende "Navigation Server" fuer den Einsatz der Datenbank in parallelverarbeitenden Systemen vorgesehen. Mit mehr als einem Jahr Verspaetung soll dieses Add-on zum SQL Server nun im Dezember auf den Markt kommen.

Wie David Peterschmidt, Executive Vice-President und Chief Operating Officer bei Sybase, erklaert, liege die erhebliche Verspaetung am Entwicklungspartner AT&T. Mit dem Zukauf von NCR sei der Kooperationspartner ueberlastet gewesen: "Diese Partnerschaft war unsere erste, und wir haben daraus gelernt." Peterschmidt wollte jedoch nicht so weit gehen, weitere Entwicklungskooperationen fuer die Zukunft auszuschliessen. Sybase- Gruender und Executive Vice-President Robert Epstein raeumte allerdings ein, dass man die Schwierigkeiten bei der Entwicklung von parallelverarbeitender Technologie unterschaetzt habe.

Als Plattform fuer den Navigation Server ist zunaechst der 3600- Rechner von AT&T vorgesehen. Sechs Monate spaeter will Sybase das Produkt auch fuer die HP9000-Server-Familie, das Powerparallel System SP2 von IBM sowie Sparc-Server-1000-Cluster und Sparccenter-2000-Systeme von Sun anbieten.

Fuer das Datenbank-Update System 11 plant Sybase parallelverarbeitende Funktionen, paralleles Indizieren, Abfragen, Sortieren, Backup und Recovery in die Datenbank-Engine zu integrieren. Wie Peterschmidt mitteilt, werde das neue Konzept jedoch nicht den Navigation Server ersetzen, vielmehr adressiere man unterschiedliche Zielgruppen.

Das in Emeryville, Kalifornien, ansaessige Unternehmen hat sich vorgenommen, System 11 innerhalb der naechsten zwoelf bis 18 Monate etappenweise auszuliefern. Der Preis wird bei 140 000 Dollar liegen. Dazu kommen Entgelte fuer jede CPU.

Anders als beim Mitbewerber Oracle spielen Techniken wie Multimedia und Objektorientierung fuer die Weiterentwicklung der Datenbank keine Rolle. Multimedia ist in den naechsten Jahren noch kein Markt, bemerken Epstein und Peterschmidt lakonisch. In bezug auf Objektorientierung denkt Epstein an ein hybrides System, das sowohl die Aufbereitung der Daten, etwa fuer Reports, als auch eine chaotische Lagerung von Objekten ermoeglichen soll.

Naeher als die Gestaltung des Datenbank-Servers liegt fuer Sybase die Revision der Tools-Strategie. Das Konzept der Modell- und Repository-basierten Entwicklungsumgebung "Enterprise Momentum" scheiterte an den Schwierigkeiten bei der Umsetzung der Metadatenbank, erlaeutert Peterschmidt. Epstein zufolge hat Sybase die Repository-Idee noch nicht aufgegeben. Allerdings halte er es fuer sinnvoller, einzelne Enterprise-Komponenten als Add-ons zur objektorientierten Umgebung "Build Momentum" zu vermarkten. Mitte 1995 sollen die entsprechenden Produkte auf den Markt kommen.