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Vor dem Ultrasparc-III-Launch

27.09.2000
Neue Details zu Suns Produktplänen

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit unserer gestrigen Meldung, Sun Microsystems werde heute in New York bereits den Nachfolger der bisherigen "Starfire"-Highend-Server vorstellen, sind wir wohl ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Inzwischen sind die Meldungen zum "Ultrasparc-III"-Launch etwas detaillierter: Zunächst bringt die McNealy-Company nur Workstations und kleinere Server auf Basis des neuen, von Texas Instruments mit Taktraten zwischen 600 und 750 Megahertz gefertigten 64-Bit-RISC-Prozessors.

Den Ultrasparc III hatte Sun Ende 1997 erstmals angekündigt. Er verfügt über 32 KB On-Chip- und 8 MB Level-2-Cache, 29 Millionen Transistoren und einen integrierten Memory-Controller. Alle sechs Monate will der Hersteller die Taktrate steigern. Bereits Anfang 2001 sollen 900 Megahertz-Chips erhältlich sein.

Eigentlich hatte der Ultrasparc III Ende vergangenen Jahres debütieren sollen; der Termin musste allerdings aufgrund technischer Probleme etliche Male vertagt werden. Dennoch dürfte sich das Warten gelohnt haben: Eine von Gartner im vergangenen Jahr veröffentlichte Studie geht davon aus, dass Systeme mit der neuen CPU zwischen 75 und 100 Prozent mehr Leistung erbringen dürften als Sun bisherige Maschinen. Übrigens ist auch der Nachfolger schon in Sicht: Der "Ultrasparc IV" soll im Laufe der nächsten 18 bis 24 Monate erscheinen (ursprünglich war er für Dezember 2000 geplant).

Diese Mehrleistung kommt aber zunächst wohl nur im Lowend des Portfolios zum Tragen. "Sun wird ein paar kleine Maschinen und eine Roadmap für seine neuen Chips vorstellen", meint Rich Partridge von D.H. Brown Associates. Dies sei auch der "logische Ansatz" bei der Einführung eines neuen Chip-Designs: Man fange mit den kleineren Systemen an, bevor man sich zu den komplexeren Highend-Systemen vorarbeite.

Erste Ultrasparc-III-Produkte sind der Appliance-Server "Sunfire 280R" (Codename "Grover") und die Workstation "Sunblade 1000" (Codename "Excalibur"), beides Dual-Prozessor-Maschinen. Das I/O-System der neuen Sun-Maschinen transportiert die Daten mit maximal 4,8 GB/s zum Prozessor. Grover gibt es bis Ende dieses Jahres nur in einem knapp 90 000 Dollar teuren Paket zusammen mit dem Storage-Server "T3". Der Server weist übrigens eine Bauhöhe von sieben Zoll (knapp 18 Zentimeter) auf und ist damit kein "Flachmann" wie der nur 1,75 Zoll hohe Netra t1 "Flapjack".

Münden soll die Entwicklung letztlich im Nachfolger der bisherigen "Ultra Enterprise 10 000", deren Systemdesign Sun vom Supercomputerspezialisten Cray Research übernommen hatte. Das unter den Codenamen "Serengeti" und "Starcat" gehandelte Unix-Mostrum wird wohl in der ersten Hälfte des kommenden Jahres auf den Markt kommen und auf Basis einer Numa-Architektur (Non-Uniform Memory Access) maximal 74 - andere Quellen sprechen von 78 - Ultrasparc-IIIs beherbergen. Anwender, die noch mehr Power benötigen, können mehrere der Systeme zu einem Cluster-Verbund zusammenschalten. Eine spezielle "Numbercruncher-Ausführung" für Technical Computing werde darüber hinaus maximal 105 CPUs beherbergen, erklärte Executive Vice President John Shoemaker im Vorfeld.

Konkurrent Hewlett-Packard, der vor zwei Wochen sein Highend-Unix-System "Superdome" angekündigt hatte (Computerwoche.de berichtete) , lacht sich angesichts des Verfügbarkeitstermins der Starcat-Systeme ins Fäustchen. "Das ist großartig für uns", freut sich Marketing Director Mark Hudson. HP liefert die ersten Superdomes allerdings wohl auch nicht vor Ende dieses Jahres aus.

Der Umstieg auf Ultrasparc III wird für die Kunden jedoch vermutlich sowohl aufwändig wie teuer: Die neuen Systeme laufen nur noch mit dem neuesten Sun-Unix Solaris 8, und bisherige Ultrasparc-II-Maschinen lassen sich nicht auf Board-Level auf die Nachfolger-CPU upgraden. Das würde bedeuten, dass einerseits die komplette Hardware ausgetauscht werden muss, zum anderen gilt es bestehende Anwendungen auf Solaris 8 zu portieren.

Neben der neuen Hardware wird Sun die New Yorker Veranstaltung ferner nutzen, um seine "Net-Effect"-Strategie offiziell anzukündigen. Dabei handelt es sich um ein Programm, in dessen Rahmen der Hersteller Kunden, die Internet- und Data-Center-Anwendungen entwickeln, komplette Pakete aus Hardware, Software und Services (Netzwerk, Infrastruktur, Verfügbarkeit) offeriert.