Von Zukunftssicherung keine Spur

12.01.1996

Preispolitik gestaltet sich fuer Monopolisten simpel. Sie legen die Preise einfach fest. Im Fall der deutschen Telekom, deren neues Tarifsystem nun fuer Aufregung sorgt, muss allerdings fairerweise dazu gesagt werden, dass die Entscheidung fuer die seit Januar geltenden Preise bereits 1994 gefallen ist. Damals stimmten alle im Infrastrukturrat vertretenen politischen Parteien den neuen Gebuehren zu. Erst Ende des vergangenen Jahres, kurz vor Einfuehrung des neuen Tariftableaus, regte sich die Volksseele samt ihren selbstberufenen Fuersprechern. Politiker entdeckten ploetzlich das alte Muetterchen wieder, dem die neuen Ortstarife die ohnehin kleine Rente noch weiter schmaelern. Publikumswirksam springen sie jetzt fuer die sozial Schwachen in die Bresche. Doch der neue Takt gilt fuer alle - Geschaefts- wie Privatkunden.

Allerdings muss sich Ron Sommer, der immer wieder betont, dass die Telekommunikation die Grundlage des Wirtschaftsstandorts Deutschlands im Informationszeitalter bildet, eine Frage gefallen lassen. Warum trifft der hiesige TK-Monopolist keine Tarif-Sonderregelung fuer den Zugang zu Online-Diensten und dem seit mehr als einem Jahr fuer Furore sorgenden World Wide Web? In diesen Datenwelten wird schliesslich fast taeglich mit neuen Arten von Dienstleistungen, Handel und Informationsverbreitung experimentiert, teilweise durchaus erfolgreich. Wer die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland von moderner Telekommunikation abhaengig macht - sicher ein entscheidender Faktor -, der darf den Zugang zur virtuellen Welt der Daten-Highways nicht auf die gleiche Stufe stellen wie die seit mehr als 100 Jahren existierenden Sprachdienste.