Von Neumann zu den Akten

12.11.1993

Sequentiell ist dort out, wo es anders besser geht. Schon Charles Babbage hatte mit seiner Differenzenmaschine in den 20er und 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts wenig Glueck und trotz der Mithilfe von Ada Lovelace einige Jahrzehnte spaeter mit seiner analytischen Maschine noch weniger Fortuene. Damals galt es allerdings eher mechanische Probleme zu bewaeltigen.

In der Abfolge der Peu-e-peu-Abarbeitung von Lochkartenstapeln und in deren Nachfolge der Batch-Verarbeitung auf Mainframes, also des klassischen EVA-Prinzips aller von-Neumann-Rechner, betritt die Computerszene langsam neues Terrain. Die Herausforderung heutiger Entwickler besteht darin, ihre Hard- und Softwarekonzepte tauglich zu machen fuer die Aufsplittung digitaler Problemstellungen in parallele Prozesse.

Obwohl sich alle Fachleute schon seit geraumer Zeit darueber einig sind, dass Rechenleistung nur noch ueber den Einsatz vieler parallel arbeitender CPUs zu steigern ist, kommen die Entwicklungen in diesem Segment der Branche nur schrittweise voran.

Dies gilt vor allem fuer den Einsatz von parallelen oder gar massiv-parallelen Systemen im kommerziellen Bereich. Erst langsam kommen Unternehmen wie etwa NCR, Thinking Machines und Kendall Square Research aus den Startloechern. Gleichwohl mangelt es den Softwarehaeusern an ueberschaeumender Euphorie, sich in diesem Bereich zu engagieren.

Nicht verwunderlich ist deshalb auch, dass Anwender vor allem aus der kommerziellen Ecke sich noch recht sproede gegenueber den Anbietern von moderat- oder massiv-parallelen Systemen zeigen. Sie bemaengeln, dass MPP-Anbieter sich bis dato nicht auf die Beduerfnisse der Anwender nach Tools und dem noetigen Support eingestellt haetten.

Kennzeichnend fuer die Maengelruege ist die Aussage eines IS-Managers der Prudential Securities aus New York: Er stellte fest, dass erst langsam einige der "goodies", also der Sahnehaeubchen, die MIS- Managern das Leben leichter machen, auch bei Parallelsystemen zu haben sind: Hierzu gehoeren ein komfortables System-Management sowie Standards fuer Betriebssysteme und fuer die Kommunikation.

Aber es tut sich etwas, weswegen Michael Burwen, President der Management Group Inc., prognostiziert, dass der Markt fuer MPP- Systeme in vier Jahren vier Milliarden Dollar wert sein werde. Ausserdem erwartet er statt der rund 15 Anbieter von massiv- parallelen Rechnern deren 30 im Jahre 1997. Behaelt er recht, koennte sich das fuer Anwender positiv auswirken, weil mit dem gestiegenen Angebot die Preise fallen duerften. jm