Claus Hohmann x Autostadt

Von Menschen und Blumen

09.11.2005
Als Chief Technology Officer (CTO) der Autostadt in Wolfsburg kennt Claus Hohmann keine Berührungsängste: weder mit Kunden noch anderen Fachgebieten wie den Schönen Künsten.

Seitdem die Autostadt im Expo-Jahr 2000 eröffnet wurde, haben über 160 000 Kunden ihr fabrikneues Fahrzeug in Wolfsburg abgeholt. Damit die Abholung und der Aufenthalt zum Erlebnis werden, ist auch Claus Hohmann in der Rolle als CTO gefragt.

Von den Ticketing-Säulen, die am Eingang Besucherzahlen erfassen, bis zu den digital gesteuerten Aufzügen, die die Autos aus den Glastürmen zum Kunden befördern, müssen die dahinter liegenden IT-Systeme reibungslos funktionieren. Auch Hohmanns jüngstes Projekt, ein Online-Reiseshop, verbesserte die Logistik. Die Lösung, die auf einem Portal und Content-Management-System von Vignette sowie den Open-Source Java-Technologien (Jboss und Tomcat) beruht, wird künftig auch für andere Anwendungen wie ein Unternehmensportal oder ein neuer Internetauftritt eingesetzt. Alle Systeme nutzen eine einheitliche Basisinfrastruktur, die aus einem Netzwerk aus Cisco-Komponenten, 40 Sun-Servern einschließlich eines Datenbank-Clusters (Oracle) und 85 Windows-Servern für das Backoffice besteht.

Für Hohmann ist eine gute IT aber nicht nur eine Frage der richtigen Server. In den vergangenen 27 Jahren arbeitete der promovierte Betriebswirt und Sozialwissenschaftler für den VW-Konzern in den unterschiedlichen Kulturen - ob bei VW in Michigan oder bei Skoda in Mlada Boleslav, Tschechien - und lernte dabei, den Fokus auf die Menschen zu richten: "Die meisten IT-Projekte sind nur dann erfolgreich, wenn man die zwischenmenschlichen Prozesse erkennt und berücksichtigt." 35 seiner 166 Mitarbeiter entwickeln und betreiben neue Systeme immer nach den Anforderungen der Fachabteilungen. So konnten die betroffenen Mitarbeiter in einem Labor das neue Kassensystem testen und ihre Kritik einbringen.

Hohmann sieht sich als Grenzgänger, der sich über die IT hinaus auch für Psychologie, Soziologie und Kunst interessiert. In der Autostadt kann er diese Interessen verbinden, wenn seine Abteilung etwa den Duft-Tunnel des dänischen Künstlers Olafur Eliasson mit realisiert. Mehr als 2000 Blumentöpfe müssen digital so gesteuert werden, dass diese sich immer um den Besucher drehen und ihren Duft verströmen, wenn er durch den Tunnel geht. n

Alexandra Mesmer