Von Jägern und Gejagten

07.11.2007
Übernahmen prägten den vergangenen Monat so bilanziert der CW-Branchenmonitor.

Der abgelaufene Oktober war gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Akquisitionen. Neben den mittlerweile schon fast alltäglichen Millionen-Geschäften fanden zuletzt auch wieder einige Milliarden-Deals Aufnahme im monatlichen CW-Branchenmonitor.

Für Aufsehen sorgte vor allem SAP. Die badischen Softwerker verleibten sich für 4,8 Milliarden Euro den französischen Business-Intelligence-Anbieter Business Objects ein und vollzogen damit eine abrupte Kehrtwende in ihrer Akquisitionspolitik. Bislang hatte es aus Walldorf immer geheißen, der Konzern wolle organisch wachsen und kaufe nur zu, um technische Lücken im Produktportfolio zu stopfen. Das Management begründete den Deal mit dem stark wachsenden Interesse der Kunden an BI-Lösungen und deren Integration in Enterprise-Resource-Planning-Systeme.

Oracle hat noch Hunger

Ob die Rechnung der SAP-Verantwortlichen aufgeht, ist indes längst nicht sicher. Schließlich hat der deutsche Softwareprimus keinerlei Erfahrung darin, einen solchen Happen zu verdauen. So verwundert es auch nicht, dass SAP den Zukauf nicht integrieren will, sondern Business Objects als eigenständiges Unternehmen nebenherlaufen lässt.

Experten zufolge blieb dem Konzern nichts anderes übrig, als sich dem internationalen Akquisitionsreigen anzuschließen. Vor allem die Übernahme von Hyperion durch den Erzrivalen Oracle habe die Walldorfer gezwungen, etwas zu tun. Sollte der Deal glatt über die Bühne gehen und auch die erhofften Früchte tragen, könnte SAP auf den Geschmack kommen. Vorstandssprecher Henning Kagermann ließ jedenfalls schon durchblicken, sich bietende Gelegenheiten nutzen zu wollen.

Druck auf SAP wächst

Noch längst nicht gestillt ist der Hunger bei Oracle. Der SAP-Konkurrent versuchte im Oktober Bea Systems zu übernehmen, blitzte bei dem Middleware-Spezialisten jedoch ab – 6,67 Milliarden Dollar seien zu wenig, sagte der Bea-Verwaltungsrat. Doch die Oracle-Verantwortlichen haben aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und legen im Übernahmepoker eine fast schon beängstigende Routine und Coolness an den Tag. Statt sich auf einen Bieterkampf wie um Peoplesoft einzulassen, der rund eineinhalb Jahre gedauert hatte, zog das Management um Oracle-Boss Lawrence Ellison das Gebot kurzerhand zurück. Die angeschlagene Bea Systems dürfte zunächst vollauf damit beschäftigt sein dürfte, Kunden, Partner und Investoren zu beruhigen. Zudem hielten die Streitigkeiten Oracle nicht davon ab, quasi im Vorbeigehen mit LogicalApps und Interlace Systems zwei andere Softwareanbieter zu schlucken.

Neben SAP und Oracle trieben auch andere IT-Schwergewichte die Konsolidierung der Branche unaufhaltsam voran. Cisco schluckte für 330 Millionen Dollar den Wimax-Spezialisten Navini und tätigte damit bereits die 124. Übernahme seiner Firmengeschichte. Nokia machte stolze 8,1 Milliarden Dollar für Navteq locker, einen Anbieter von digitalen Karten, und Microsoft ließ sich einen 1,6-Prozent-Anteil an der Community-Website Facebook sage und schreibe 240 Millionen Dollar kosten.

Allen Branchengrößen gemeinsam ist, dass sie ihre Märkte ausweiten müssen, um die unerbittlichen Wachstumsphantasien der Börsianer befriedigen zu können. Doch damit sind letztlich auch SAP, Oracle, Cisco, Nokia und Microsoft Getriebene der IT-Branche. So werden die Jäger zu Gejagten. (ba)