Enterprise Application Integration/Integration mit Hilfe von Applikations-Servern, EAI-Tools und XML

Von Insellösungen zum E-Business

07.09.2001
Das Thema E-Business zwingt zahlreiche Unternehmen, vorhandene Insellösungen zu integrieren und ihr Geschäft neu auszurichten. Eine Hub-and-Spoke-Architektur sollte dabei das Ziel sein. Von Karsten Stöhr*

Schlagworte wie elektronische Marktplätze, "E-Procurement" und "Supply-Chain-Management (SCM)" machen derzeit die Runde. Der direkte Draht zu Lieferanten und Geschäftspartnern soll geknüpft und damit der Einstieg in das Erfolg versprechende Zeitalter des B-to-B gelingen. Die bevorstehende Totalintegration aller Systeme bedeutet dabei für die IT-Abteilung viel Arbeit. Ist schon das ERP-System bei seiner Einführung selbst ein Integrationsfall, so scheint die anstehende Verzahnung mit den Eigenentwicklungen und neue B-to-B-Applikationen sowie den anschließenden branchen- und unternehmensspezifischen Anpassungen den Zeit- und Budgetrahmen zu sprengen.

Auch mussten viele Unternehmen bereits vor der Einführung von E-Commerce-Anwendungen Informationen zwischen den einzelnen Systemen austauschen und abgleichen, wodurch über die Jahre etliche "Punkt-zu-Punkt-Verbindungen" entstanden. So zeigen Untersuchungen der Marktforscher von Gartner und der Meta Group, dass große Unternehmen derzeit durchschnittlich 35 Prozent ihres IT-Budgets nur für die Punkt-zu-Punkt-Verbindungen ihrer Systeme ausgeben. In das Gewirr von bestehenden Verbindungen müssen nun für neue Integrationsszenarien weitere Verbindungen eingeflochten werden - vor den Augen vieler IT-Leiter baut sich ein Bild eines Integrations-Alptraumes auf. Zweifel kommen auf, ob sich die produktive Inbetriebnahme des neuen Systems überhaupt noch bewerkstelligen lässt.

Als Lösung empfehlen viele Anbieter von E-Business-Software eine Hub-and-Spoke-Architektur, in deren Mittelpunkt ein Applikations-Server steht. Für die mit B-to-B angestrebte Totalintegration ist dieser allein jedoch insgesamt noch zu wenig. Vielmehr muss zunächst mit Hilfe von EAI-Produkten eine sinnvolle interne Infrastruktur entstehen, die eine Datentransportschicht, Adapter, eine gemeinsame Sprache, Datentransformation und die Prozessautomatisierung bietet.

Bei der Implementierung der Datentransportschicht empfiehlt es sich dringend - wie auch bei allen anderen Bestandteilen der Infrastruktur - am Markt akzeptierte und verbreitete, plattformübergreifende Standards zu verwenden, um wirklich unternehmensweit die Möglichkeit zu bieten, alle bereits vorhandenen oder künftig dazukommenden Anwendungen anzubinden. Eine komfortable und leistungsfähigere Infrastruktur versprechen künftig beispielsweise Messaging-Systeme nach dem plattformübergreifenden Java-Standard JMS (Java Messaging Service). Sie liefern Funktionalitäten wie Publish/Subscribe, Guaranteed Message Delivery oder Property Based Routing. Dringend abzuraten ist von proprietären Systemen, die ihre eigenen inkompatiblen Protokolle und Formate verwenden. Dadurch würden nur zusätzlich zu pflegende Schnittstellen hinzukommen, die die Kommunikation mit Partnern, Kunden oder Lieferanten erschweren.

Adapter sollten ausschließlich zur Anbindung "ihrer" Applikation an die Datentransportschicht dienen und weder Prozesslogik noch Regeln für eine Datentransformation enthalten. Dadurch soll gewährleistet werden, dass die Kosten für einen Adapter niedrig bleiben und er sich bei einer Ablösung der angebundenen Anwendung tatsächlich problemlos austauschen lässt. Wichtig sind spezielle Toolkits, mit denen sich Anschlüsse auch für weniger gebräuchliche und selbstentwickelte Anwendungen erstellen lassen.

Für den Datenaustausch ist mittlerweile XML (Extensible Markup Language) dabei, sich als universell verwendbare Metasprache weltweit durchzusetzen. Ihre zunehmende Nutzung als Nachrichtenformat in der Datentransportschicht verspricht, dass es künftig immer mehr Universaladapter für alle anzubindenden Anwendungen auf dem Markt geben werde. Unterstützten dann auch noch neue oder aktualisierte Anwendungen nativ XML, dann könnte man künftig immer mehr auf zusätzliche Adapter verzichten.

Lose Kopplung bevorzugtDas B-to-B-Szenario vor Augen, ermöglicht bereits die interne Verwendung von XML künftig auch eine Erweiterung des Nachrichtenaustausches über die Unternehmensgrenzen hinaus. Da alle Anwendungen ihre eigenen unterschiedlichen Datenformate verwenden, sind für einen reibungslosen Datenaustausch zwischen ihnen Datentransformationen nötig. Jede Transformation wird durch entsprechende Regeln definiert, die künftig wohl den Standard XSLT (Extensible Stylesheet Language Transformation) benutzen. Sie werden dazu in der XML-Sprache niedergeschrieben und dann von einem XSLT-Prozessor gelesen und ausgeführt.

Sowohl ein internes EAI als auch eine externe B-to-B-Kopplung basieren auf Geschäftsprozessen, die definieren, welche Daten von welchen Systemen wann und wo gebraucht werden. Eine solide Unterstützung des Prozess-Managements ist daher eine absolute Notwendigkeit für ein gutes EAI-Produkt. Dies ist umso wichtiger, als eine entsprechende Verwaltungskomponente nicht nur Ordnung in das Kommunikationschaos bringt, sondern auch das zentrale Hilfsmittel für die Rationalisierung, Qualitätsverbesserung und Erweiterung der geschäftlichen Aktivitäten darstellt.

*Karsten Stöhr ist zuständig für Solution Sales EAI bei Iplanet in München.

Abb: Fragmentierte Prozesse

Die fehlende Integration der Unternehmensanwendungen kann zu Fehlern und Dateninkonsistenzen sowie einer Ressourcenverschwendung führen. Quelle: Iplanet