Romling.com: Studenten als Gründer

"Von einem kalten Becken ins nächste"

22.02.2000
Von VON Ingrid
Nachdem sie die ersten Schritte als Unternehmer erfolgreich hinter sich gebracht hatten, kam eine Festanstellung für Florian Wolters und Bernhard Rauscher erst einmal nicht in Frage. Mit ihrer Firmensuchmaschine www.romling.com wollen sie Studenten und Young Professionals mit einem Karriereportal den Weg in eine lukrative Zukunft weisen.

"Als wir vor drei Jahren eine Praktikumsstelle über das Internet suchten, war das ein reines Glücksspiel", erinnern sich Rauscher und Wolters. "Es gab keine zentrale Adresse, unter der wir alle für uns relevanten Firmen finden konnten." Aus diesem Mangel entstand ihre Idee: Eine Firmensuchmaschine. "Wir wollten für Studierende eine Übersicht erstellen, die nach Branchen, Studiengängen und weiteren Kriterien wie Auslandspraktika sortiert ist." Mit einer Datenbankabfrage erhalten die Suchenden passende Angebote mit allen wichtigen Angaben wie Adresse, Ansprechpartner, Durchwahl der Personalverantwortlichen und Karrieremöglichkeiten.

Am Anfang programmierten die beiden Studenten ihre Firmensuchmaschine nur für eine CD-ROM, die sie halbjährlich aktualisierten und an die Fachschaften verschickten. Gleich zu Beginn konnten sie mit der Allianz, Boston Consulting Group und Lotus finanzkräftige Sponsoren gewinnen, deren Logos das CD-Cover schmücken. Zusätzliche Werbepartner halfen mit, dass die Studenten kostendeckend arbeiten konnten. Inzwischen können interessierte Firmen direkt über einen Online-Fragebogen ihre Daten eingeben.

Die runde Scheibe präsentierten die beiden auf Karriere- und Hochschulkontaktmessen, um möglichst viele Interessenten und Sponsoren zu finden. Als klar war, dass die Geschäftsidee keine studentische Spielerei, sondern eine Erfolg versprechende Unternehmensperspektive bot, überlegten sich Rauscher und Wolters ein tragfähiges Firmenkonzept. Der heute 27-jährige Rauscher hatte inzwischen seinen Ingenieurtitel in Elektrotechnik in der Tasche und hängte ein Aufbaustudium Wirtschaftswissenschaften an der TU München an. Mittlerweile kümmert er sich um das Marketing für die neue Firma und spricht schon ganz locker über die mögliche Aktiengesellschaft, die angestrebte Mitarbeiterzahl und den USP des neuen Unternehmens romling. com.

Wolters steht kurz vor dem Diplom in Informatik und Wirtschaft an der TU München und ist für die technische Seite des Projekts zuständig. "Für mich ist der Erfolg eine gute Motivation", so der 24-Jährige, "aber das Studium allein hätte für die Firmenidee und Realisation nicht ausgereicht". Hilfreich waren hier vor allem die eigenen Praktika, bei denen der angehende Informatiker theoretische Kenntnisse an konkreten Projekten ausprobieren konnte: "Die Spezialkenntnisse habe ich mir meist autodidaktisch angeeignet. Es ist, als ob ich von einem kalten Becken ins nächste springe."

Für Studenten kostenlos

Ein geschicktes Vertriebskonzept ermöglichte es den Newcomern, sich bei Studenten und Firmen einen Namen zu machen. Jedes halbe Jahr gibt es mit unterschiedlichen Sponsoren eine Neuauflage der CD-ROM. Jede Fachschaft einer wirtschaftswissenschaftlichen und technischen Hochschule erhält deshalb alle sechs Monate ein Paket mit der Neuauflage von romling.com und verteilt sie kostenlos an die Studierenden. Das ist gleichzeitig ein gutes Verkaufsargument für mögliche Werbepartner, denn in den einschlägigen technischen Studiengängen ist die Marke romling.com durchaus ein Begriff. Grundsätzlich sind die Firmenporträts kostenlos. Mittlerweile haben die eifrigen Jungunternehmer schon über 1000 Unternehmensdarstellungen in ihrer Datenbank. Die Suchmaschine ist seit Frühjahr 1999 auch unter www.romling.com im Internet abrufbar.

Inzwischen planen die beiden Firmengründer ihr Angebot als kommerzielles Karriereportal auszubauen. Gerade basteln sie an ihrem Businessplan und sind auf der Suche nach potenziellen Geldgebern oder strategischen Partnern. Die Ideen und Konzepte für das Internet-Projekt haben sie schon in der Schublade. Neben der Praktikumsbörse und der Firmensuchmaschine planen sie eine Jobbörse. Interessierte Firmen können gegen Bezahlung an ihre Porträts ihre aktuellen Stellenangebote anhängen. Wolters und Rauscher versprechen sich einen Wettbewerbsvorteil durch ihren Bekanntheitsgrad bei den Studenten. "Wer schon eine gute Praktikumsstelle mit uns gefunden hat, sucht vermutlich auch bei uns seinen ersten Arbeitgeber", so Rauscher. Trotzdem soll der Service für Studenten immer kostenlos bleiben, beteuern die beiden Noch-Studenten.

Neue Mitarbeiter gesucht

Auf ihrer Website wollen sie möglichst viele Themen rund um das Thema Karriere anbieten. Der künftige Erfolg der Site hängt von einer intensiven Betreuung der Firmen, Studenten und Universitäten ab. Die Daten müssen immer aktuell sein, denn sonst entfällt der Nutzwert. Deshalb wollen sie bis Mai 2000 insgesamt zehn neue Mitarbeiter einstellen. Deren Arbeitsschwerpunkte sollen Firmen- und Unibetreuung, Technik und Grafik sein.

*Ingrid Weidner ist freie Journalistin in München.