CW: Warum haben Sie umgesattelt?
Haefeker: Meine Arbeit im Valley hat mir sehr viel Spaß gemacht, und ich konnte vielfältige Erfahrungen sammeln. Doch ich setze mir auch Ziele. Sind sie erreicht, will ich wieder frei für Neues sein. 2000 kam ich an diesen Punkt und musste zudem entscheiden, ob ich mit meiner Familie auf Dauer in den USA bleiben wollte. Wir gingen zurück nach Bayern. Ich wollte dort eine neue Existenz jenseits der Hightech-Welt aufbauen, kaufte ein Stück Wald, fand beim Stöbern nach alten landwirtschaftlichen Geräten auf Ebay meine ersten Bienenstöcke und entdeckte bald darauf meine Liebe zur Imkerei. Heute hab ich hundert Bienenvölker.
CW: Sie kämpfen mittlerweile als Präsident des Europäischen Berufsimkerverbands gegen gentechnisch modifiziertes Saatgut, das von Bienen verbreitet werden kann. Dabei sehen Sie Parallelen zu Softwarepatenten. Inwiefern?
Haefeker: Stellen Sie sich vor, ein Softwarehersteller würde seinen patentierten Code über einen Virus auf Computern auf der ganzen Welt platzieren und die Besitzer der infizierten PCs dann auf Zahlung von Lizenzgebühren verklagen. Klingt absurd? Aber genau dies ist Landwirten in Nordamerika bei der Einführung von gentechnisch veränderten Pflanzen passiert. Die Auskreuzung von patentierten Genen durch Wind und Bienen ermöglicht eine ganz neue Dimension von viralem Marketing. In Europa haben wir diese Entwicklung bisher weitgehend verhindern können.
CW: Was raten Sie Menschen, die über einen Ausstieg nachdenken?
Haefeker: Bei jeder Entscheidung sollte man sich überlegen, ob sie neue Möglichkeiten eröffnet oder verschließt. Manchmal ist dabei die Lebensqualität wichtiger als der materielle Vorteil.
CW: Vermissen Sie die IT und Kalifornien gelegentlich?
Haefeker: Natürlich. Auch heute berate ich noch Startups. Zum anderen sind damals viele Kontakte und Freund-schaften entstanden, die ich nicht missen möchte. (as)