Gastkommentar

Von den USA Mut lernen

23.10.1998

Zugegeben, nicht alles Neue ist gut, und die kritiklose Übernahme modischer Ideen, nur weil sie neu sind, bestimmt nicht sinnvoll. Doch ist es auffällig, daß bei der Einführung neuer IT-Technologien US-Anwender früher bereit sind, auch einmal Experimente zu machen, also Risiken einzugehen. Offenbar sind sie infolgedessen dann auch viel schneller in der Lage, die High-Tech-Spreu vom technologisch ausgereiften Weizen zu trennen.

Eines der jüngeren Beispiele sind die Thin Clients. Diese funktional auf das Notwendige beschränkten Rechner wurden entwickelt, damit an den zahlreichen Arbeitsplätzen, wo Computer fast nur zur Ein- und Ausgabe von Daten benutzt werden, Geld gespart werden kann. Immer noch verursachen teure, mit unnötiger Software überladene PCs (Fat Clients) aufgrund ihrer teilweise immensen Komplexität viel zu hohe Folgekosten - sprich Supportarbeit, die auch an anderer Stelle dringend gebraucht werden könnte.

In den USA hat sich die Thin-Client-Technologie deshalb da, wo sie sinnvoll einzusetzen ist, längst etabliert. Hierzulande ist sie nach wie vor ein Insider-Tip für einige wenige kosmopolitische IT-Manager. Denn Folgekosten sieht man ja zunächst einmal nicht, während neue Wege mühsam im eigenen Haus "verkauft" werden müssen.

Erst Microsofts jüngste Vorstellung des Windows Terminal Server unter Windows NT 4.0 rüttelt jetzt wohl so manchen IT-Manager wach, obwohl es dieselbe Lösung mit Citrix Winframe schon seit über zwei Jahren gibt. Sie wird in den USA schon erfolgreich eingesetzt. Ein bißchen mehr Mut zur Innovation könnten wir Deutschen sicher von den Amerikanern lernen.