Von Computermagazin entdeckt Gefaelschte Intel-CPUs von Unbekannt in Umlauf gebracht

17.02.1995

MUENCHEN (CW) - Wie das Computermagazin "c't" in seiner juengsten Ausgabe schreibt, sind in letzter Zeit 486DX4-Prozessoren von Intel entdeckt worden, an denen Manipulationen vorgenommen wurden. Die Aufschrift an der Oberseite der CPUs wurde nachtraeglich veraendert. Statt der zutreffenden Taktrate von 75 Megahertz brannten Unbekannte den hoeheren Wert von 100 Megahertz ein und taeuschten ein leistungsfaehigeres Modell vor. Benutzern solcher Chips droht der Totalausfall ihrer PCs, weil sich die CPUs bereits nach kurzer Zeit zu stark erhitzen.

Die Computerbranche braucht sich momentan um den Spott nicht zu sorgen: Nachdem gerade erst ruchbar wurde, dass taiwanische Komponentenhersteller Speicherchips vertrieben, die zu nichts nutze sind und Unternehmen wie Compaq und IBM Geraete zurueckrufen muessen, die technische Defekte aufweisen, gibt es nun wieder Aerger mit Intel-CPUs.

Nicht vergessen ist der Skandal, den Intel selbst mit seinen fehlerbehafteten Pentium-CPUs entfachte. Diesmal ist die kalifornische Chipschmiede jedoch nicht schuld an der Malaise.

Wie die "c't" in ihrer Maerzausgabe schreibt, sei sie durch einen PC-Haendler im Frankfurter Raum auf die Chipfaelschungen aufmerksam gemacht worden. Der Informant habe auffaellig hohe Ausfallraten bei PCs festgestellt, die mit 100-Megahertz-CPUs der 486DX4-Linie ausstaffiert waren.

Redaktionsinterne Tests und Rueckfragen bei Intel ergaben, dass es sich tatsaechlich nicht um 100-Megahertz-Chips, sondern um solche mit einer maximalen Taktrate von 75 Megahertz handelte. Bereits im Juni 1994 seien 486DX2-Chips mit vorgeblich 66-Megahertz Taktrate am Markt aufgetaucht, die nur fuer 50 Megahertz ausgelegt waren.

Das Magazin schreibt weiter, dass der betroffene Haendler die CPUs von der Neusser Niederlassung des Systemplatinenherstellers Protac International bezogen habe. Dieser hatte in mindestens einem Fall, so "c't", zudem einen Prozessor verkauft, der als Intel-Chip ausgewiesen war, tatsaechlich aber von Cyrix stammte.

Aeusserlich sind die 486DX4-Plagiate kaum von den Originalen zu unterscheiden. Lediglich die Aufschrift "Intel DX4" sowie der "icomp-Index"-Vermerk samt Trademark-Angabe auf der Oberseite der Chips weisen einen deutlich faserigeren Schrifttyp auf.

Um Betrugsversuchen vorzubeugen, versieht Intel neueste Chipvarianten auf der goldenen Bodenplatte neben einer individuellen Nummer mit einer Gravur, die die Taktrate angibt.