Vom Wimax-Hype zur Realität

16.11.2005
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Suche nach Nischenmärkten

Zudem sollten potenzielle Wimax-Operatoren nach Ansicht des CEO weniger die Konkurrenz zu DSL suchen als neue Nischenmärkte erschließen, wobei die Möglichkeiten lediglich von der Phantasie der Netzbetreiber begrenzt würden. Wie diese Anwendungen aussehen könnten, verdeutlicht der Manager an drei Beispielen aus Heidelberg, wo die Company seit Jahresmitte ein Wimax-Netz für Geschäftskunden betreibt. Dort nutzt etwa ein Unternehmen, das Werbe-Displays vermietet, die Wimax-Technik, um kostengünstig die Inhalte per Funk auf die Anzeigetafeln zu übertragen. Ein anderes Szenario ist die Vernetzung von Rathaus und angeschlossenen Bürgerhäusern per Funk. Oder im mobilen Rettungsdienst werden Daten per Wimax an das nächste Krankenhaus übermittelt, um eine Notoperation schnell vorbereiten zu können.

Reichhaltige Möglichkeiten sieht auch Intel-Manager Thiel. Er hebt noch einen anderen Aspekt hervor: "Da zum Aufbau eines Wimax-Netzes nur die Basisstation und ein entsprechender Empfänger beim Benutzer benötigt werden, eignet sich die Technik auch, um temporäre Netze auf Großveranstaltungen wie Messen oder Sport-Events kostengünstig einzurichten." Ein solches zeitweiliges Funknetz zeigte Intel mit Partnern während der diesjährigen Tour de France.

Überzeugt vom Potenzial der Wimax-Technik, wollen laut Intel bis Jahresende weltweit 24 Carrier kommerzielle Funknetze mit Rosedale-Chips betreiben. "Jetzt lösen wir unser Wimax-Versprechen für Haushalte und Unternehmen ein", verkündet Scott Richardson, General Manager der Broadband Wireless Division bei Intel, angesichts dieser Zahlen.

Die Wimax-Begeisterung teilen aber nicht alle Hersteller. So stehen etwa US Robotics oder Netgear, die beide auch Router, WLAN- und DSL-Equipment für den Massenmarkt produzieren, der neuen Technik noch abwartend gegenüber. "Wir glauben, dass momentan, in dieser frühen Phase von Wimax, insbesondere Service-Provider gefragt sind", gibt Jim Thomsen, Senior Product Manager bei US Robotics, zu bedenken. "Wenn die Technik vollkommen ausgereift ist, dann ziehen auch wir die Möglichkeit in Betracht, unseren Kunden Wimax-Lösungen anzubieten." Auch Marco Peters, Geschäftsführer von Netgear Deutschland, sieht für sein Unternehmen heute noch keinen Business Case für Wimax, "zumal es noch alternative Funktechniken wie Flash-OFDM oder EVDO gibt, wobei Flash-OFDM in den USA, Finnland oder Osteuropa genutzt wird und EVDO in Asien populär ist". So verkauft Netgear etwa in den USA bereits einen Flash-OFDM-Router. Im Labor, so Peters, arbeite die Company an allen drei Technologien, die Produktstrategie hänge aber letztlich von der Funk-Infrastruktur der entsprechenden Märkte ab. (hi)