Vom Wesen und Unwesen statistischer Erhebungen

17.04.1987

Technischer Leiter des Rechenzentrums der Fachhochschule Furtwagen "Nur her mit den Umfragen - vielleicht stellen wir demnächst eine offene Mailbox zur Verfügung (via X.25-Wolke oder so...)",kommentiert Hans-Peter Stöckl die Umfragenflut bei DV-Verantwortlichen satirisch.

Wie Huflattich auf gut gedüngtem Boden breitet sich in den letzten Jahren die (Un-)Sitte aus, Rechenzentren mit mehr oder weniger in sich konsistenten Fragebögen zu ihrer Rechnerausstattung zu traktieren. Consulting-Firmen, Ad-hoc-Beauftragte und staatliche Unternehmungen produzieren zyklisch seitenlange Pamphlete mit unterschiedlichsten Begriffsthesauri zum "Wohle der .Allgemeinheit", zur "Fortschreibung von EDV-Gesamtplänen" oder zur "Info-Recherche" eines in der letzten Zeit bei Investitionen zu kurz gekommenen ungenannten Herstellers.

Bei kommerziellen Erhebungsfirmen ist meine Motivation für die Bearbeitung unterschiedlich, da als Lochmittel zwischen exotischem Faserschreiber und elektronischem Puzzle für die lieben Kleinen daheim die Entscheidung schwerfällt. Übergeordnete Behörden oder halbstaatliche Einrichtungen gegenüber genügt in meinem Falle das Treffen des inneren Nerves zur Dienstpflicht beziehungsweise Gewährung von Amtshilfe.

Putzig wird's jedoch, wenn nicht bloß nach der Ausstattung gefragt, sondern die Zufriedenheit mit einem Hersteller eruiert wird. Mehrmals jährlich werden hierzu Telefongespräche (zum Beispiel aus Großbritannien, den Niederlanden) für die Dauer von etwa einer halben Stunde geführt. "Bewerten Sie bitte " ... sagt eine freundliche Stimme, und es wird eine Skalierung vorgegeben, deren Zuordnung stark von meiner Tagesform, aktuellem Kniest und schwelendem Mut/Unmut beeinflußt, wunderbar subjektiv sein muß. Man frage mich einige Wochen später noch einmal, und ich möchte kein "Compare" ausgeführt wissen.

Heureka! Die Abspeicherung all dieser Daten in einem "Data cemetery", die Auswertung mit klassischen und relationalen Retrieval-Tools sponsern maßgeblich Hard- und Softwarehersteller - und warum eigentlich nicht. Je subtiler die Ankurbelung des Umsatzes erfolgt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, nach Nutzen und "Gewinn" fragen zu wollen.

Nur her mit den Umfragen - vielleicht stellen wir demnächst eine offene Mailbox zur Verfügung (via X.25-Wolke oder so ...), aber wie komme ich dann an das Bakschisch ran ?