Microsoft und Open Source

Vom Saulus zum Paulus

18.02.2009
Von Markus Franz

Einblick in den Quellcode

Als ersten Schritt in Richtung Open Source propagiert Microsoft seit dem Jahr 2005 die sogenannte Shared-Source-Initiative. Darunter gibt es zwei Programmsparten: Das Product Source Program ist nur für wertvolle Kunden (Most Valuable Professionals) zugänglich. Dabei erhält ein ausgewählter Kreis Einblick in den Quellcode der aktuellen Produktfamilien um Microsoft Windows und Microsoft Office. Regierungen und große Unternehmen können so sicherstellen, dass in Microsoft-Software keine Hintertüren eingebaut sind, welche die Sicherheit von Betriebsgeheimnissen gefährden. Es wird auch leichter, speziell entwickelte Software an die Windows-Plattform anzupassen.

Für ein breiteres Publikum gedacht ist die Sparte Reference-Source-Program. Hier erhält jeder Interessierte einen Einblick in die .NET-Basisklassen, Windows Forms, Windows Presentation Foundation sowie ASP.NET und weitere Framework-Technologien. Das erleichtert vor allem Programmierern das Debugging eigener Applikationen und ermöglicht insgesamt eine bessere Anpassung von Software für Windows. Mit Microsoft Visual Studio 2008 hat der Riese aus Redmond eine Funktion implementiert, mit der man direkt den Quellcode herunterladen und in Visual Studio betrachtet kann - bequemer geht es nicht.

Im akademischen Umfeld erlaubt Microsoft mit dem Microsoft Windows Academic Program einen tiefen Einblick in den Kernel und die internen Konzepte von Windows. Der Hersteller gibt hier Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen weltweit Dokumentationsmaterial an die Hand, das in Forschung und Lehre frei verwendet werden darf.

Beide letztgenannten Programme zielen darauf ab, die Interoperabilität mit Microsoft-Software zu verbessern und durch ein tieferes Verständnis der Konzepte hinter den großen Produktlinien Windows und Office den eigenen Inhouse-Support besser zu qualifizieren. Sinn ergibt die Initiative aber nur für mittlere und große Unternehmen, die Software von Microsoft einsetzen.

Im Laufe der Jahre haben sich unter der Shared Source Initiative eine ganze Reihe von Lizenzen entwickelt - die wichtigste Lizenz ist dabei die "Micosoft Reference Source License", die nicht als offizielle Open-Source-Lizenz anerkannt ist. Sie gestattet lediglich den Einblick in den Quellcode zu Referenzzwecken, ohne jede aktive Nutzung von Ausschnitten oder darin enthaltener Konzepte in jeder Weise zu gestatten.