Kommentar

Vom Philosophen zum IT-Manager

24.12.1999

Die Personalengpässe in der IT-Branche zwingen die Unternehmen, Mitarbeiter mit exotischen Studien- und Ausbildungswegen einzustellen. Plötzlich erhält ein Sinologe, der noch vor fünf Jahren auf die sichere Arbeitslosigkeit hin studierte, eine reelle Chance, doch noch Karriere zu machen. Manche sehen noch etwas verdutzt zu, reiben sich die Augen und können es nicht glauben. Die klassische Frage, um nicht zu sagen das altmodische Auswahlkonzept: "Sage mir, was du gelernt hast, und ich sage dir, was du beruflich erreichen kannst", verschwindet in der Mottenkiste.

Für talentierte Querköpfe gab es schon immer eine Arbeitsplatznische. Jetzt wird daraus eine echte Chance. Trotzdem eignet sich nicht jeder Job für einen Newcomer. Ohne Grips, Talent, Begeisterung und fundierte IT-Kenntnisse können sich nur wenige Quereinsteiger langfristig eine neue Perspektive schaffen. Vor allem Unternehmen bekommen dadurch eine Chance, denn der Blick reicht weit über den berühmten Tellerrand hinaus, neue Ideen kommen ins Haus. Apropos Teller: Im vielgelobten IT-Land USA führt noch immer die Traumkarriere vom Tellerwäscher zum Millionär; die deutsche Variante könnte heißen: vom Philosophen zum IT-Manager. Ingrid Weidner