Die IT muss umdenken
Aber wer zeigt den Unternehmen die Möglichkeiten auf, die sich für sie ergeben. Die interne IT? "Jein", sagt Österle: "In der Vergangenheit hat sich herausgestellt, dass solche Ideen von den Fachbereichen, also Marketing, Vertrieb und Servicebereich, entwickelt werden müssen, weil diese das Geschäft besser kennen". Allerdings müsse die IT den internen Anwendern die realisierbaren Möglichkeiten und Lösungsbeispiele vorstellen. Die Mitarbeiter im Geschäft seien zwar bereits selbst Anwender der Online-Services, hätten aber nicht "das ganze Bild" vor Augen.
Um eine "Beraterrolle" ausfüllen zu können, sollten die ITler allerdings umdenken. "Jahrelang war das ERP-System das gültige Paradigma", holt Österle aus, "in der IT ging es fast immer um Effizienz und Profitabilität des Unternehmens; die Kunden waren die internen Anwender." Heute hingegen sei die IT aufgerufen, einen Schritt vorauszudenken - hin zum Kunden ihrer Kunden: "Wir müssen aus dem Unternehmen heraustreten und uns in die Lage des Konsumenten versetzen."
Und der wolle nun einmal keine 20 User Names und 30 Passwörter, sondern einfachen Zugriff - mit der nötigen Sicherheit. Dass dies möglich sei, beweise zum Beispiel der Single-Sign-On-Dienst von BioID auf Basis des Standards "Open-ID"; er verwalte transparent unterschiedliche Log-ins.
Aufgaben des modernen CIOs
Der CIO moderner Prägung steht nun vor der anspruchsvollen Aufgabe, sich einen Überblick über einen explodierenden Markt von Angeboten für Konsumenten zu verschaffen, darunter die für sein Unternehmen erfolgsversprechendsten herauszupicken und dann gemeinsam mit den Fachbereichen zu entscheiden, auf welchen Plattformen (sprich: in welchen Ökosystemen) das Unternehmen präsent sein und was es dort unternehmen sollte. "Wenn er sich informieren will, ist er herzlich eingeladen, bei unserer Initiative Independent Living mitzumachen", treibt Österle ein wenig Eigenwerbung.
Daneben sieht der Wirtschaftsinformatiker eine riesige Herausforderung in der Qualität der Kundendaten. Wo liegen sie, wie verlässlich und vollständig sind sie, und wie lassen sie sich sinnvoll nutzen? Erst auf der Basis zuverlässiger Informationen sind Pannen im Umgang mit dem Konsumenten vermeidbar.
Last, but not least entstehen auf mittlere Sicht, davon ist Österle überzeugt, "Consumer-ERPs"; deren Aufgabe ist es, den Konsumenten die Möglichkeiten der IT-Applikationen zu erschließen und ihnen gleichzeitig die Komplexität im Umgang damit abzunehmen. Wer eine solche Plattform schaffen werde, sei noch nicht entschieden: "Ich persönlich hoffe, dass es kein Monopol wie Apple, Google oder Facebook sein wird".
- 1. Man muss spielen, um die Regeln zu lernen:
Angry Birds erfolgreich zu spielen lernt man nur durch das Spielen selbst. Das gilt auch für Technologien. Immer wieder hört man von CIOs, die Social Media verbieten oder Probleme mit mobilen Endgeräten haben, weil diese nicht zur IT-Architektur passen oder Risiken bergen. Dabei sollten CIOs unbedingt verstehen, dass niemand die Beschränkungen, Risiken und auch Möglichkeiten von neuen Technologien erfahren wird, wenn Sie den Angestellten nicht erlauben, diese im Arbeitsumfeld zu nutzen - 2. Menschen sind dann am erfolgreichsten, wenn man ihre Talente einsetzt:
Jeder Vogel in Angry Birds hat eine ganz bestimmte Fähigkeit, die ihn auszeichnet. Auch ein CIO muss in seinem Team als Chief Talent Manager agieren und jedem Mitarbeiter dabei helfen, die richtige Balance zwischen Leidenschaft und Unternehmensbedürfnissen zu finden. Die Einzigartigkeit seiner Mitarbeiter zu akzeptieren und zu fördern, ist auch eine wichtige Eigenschaft, um ein gutes Verhältnis zu jungen Mitarbeitern aufzubauen. - 3. Einen schlechten Start kann man nicht ausbügeln:
Wenn in einem Projekt nichts vorangeht, ist das nicht zielführend, die Mitarbeiter weiter wurschteln zu lassen. Deshalb sollten CIOs mehr Mut an den Tag legen. Wenn Sie merken, dass sie mit dem falschen Team oder einem falschen Ansatz an einem Projekt arbeiten, sollten sie ihre Strategie überdenken und wenn nötig einen Neustart wagen. - 4. Unterschiedliche Probleme benötigen unterschiedliche Spezialisten:
Die Gamedesigner von Angry Birds verwenden im Spiel ganz unterschiedliche Materialien, zum Beispiel Wolken, Glas und Holz. Jedes Material hat eine andere Beschaffenheit und reagiert auf seine Art auf die Angriffe. Technologien folgen dem gleichen Muster. Längst gibt es nicht mehr nur einen Programmierer, der alles kann. Oft sind ganz unterschiedliche Fähigkeiten von IT-Experten gefragt. - 5. Eine Explosion richtet nicht überall Schaden an:
Wer im Spiel Angry Birds eine Bombe zu weit abseits oder in einer zu gut geschützten Zone platziert, trifft sein Ziel nicht. Auch ein CIO muss die physischen Gegebenheiten des Unternehmens beachten. Wenn eine Veränderung alle Geschäftsbereiche einbeziehen soll, bringt es überhaupt nichts, die Maßnahme nur mit einer kleinen Lösung zu beginnen und darauf zu hoffen, dass sie auf den Rest des Unternehmens übergreift. - 6. Verbesserungen erreicht man Schritt für Schritt:
Seinen Highscore bei Angry Birds zu verbessern, ist harte Arbeit. Man braucht Geduld und muss Schritt für Schritt das Gelernte umsetzen, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen. CIOs müssen einsehen, dass es schwer ist, wenn hoch spezialisierte IT-Experten ständig noch bessere Ergebnisse erzielen. Fortschritt erreicht man auch hier eher schrittweise als in einem Riesensatz nach vorn. - 7. Nur weil man eine Aufgabe meistert, meistert man sie nicht alle:
Beim Spiel Angry Birds ist jeder Level individuell arrangiert. Wie oben beschrieben, haben die Gamedesigner zum Beispiel ganz unterschiedliche Materialien benutzt. Auch in der IT existieren unglaublich viele verschiedene Spezialdisziplinen: Nur weil man in einer von ihnen glänzt, beherrscht man sie nicht alle. - 8. Man kann nie etwas exakt wiederholen:
Auch wenn man auf eine Aufgabenstellung exakt so reagiert wie bei einer früheren gleichen Aufgabe, wird das Ergebnis nicht identisch sein. Bei Angry Birds kann schon eine leichte Veränderung des Timings zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen führen. Auch IT-Projekte kann man nicht exakt wiederholen und das gleiche Ergebnis erwarten. CIOs sollten ihr Team lieber zum kontinuierlichen Weiterlernen ermuntern, damit sie schnell mit neuen Gegebenheiten zurechtkommen. - 9. Für manche Ziele braucht man mehr Vögel:
Manche Level des Spiels Angry Birds meistert man mit nur einem einzigen Vogel, den man auf die verschanzten Schweine feuert. Für andere benötigt man alle zur Verfügung stehenden Vögel, um das Level zu bestehen. Für CIOs bedeutet das: Sie müssen die Komplexität eines Projekts verstehen, bevor sie das Team zusammenstellen. - 10. Es gibt mehr als einen Weg zum Ziel:
Bei Angry Birds gibt es mehr als einen Weg zum Ziel. Wer sich immer nur auf eine einzige Strategie beschränkt, wird kaum das Maximale erreichen. Auch CIOs sollten neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen reagieren. Denn wer sich jeden Tag für den sicheren und erprobten Weg entscheidet, ist der lebende Gegensatz zur Innovation. Wer wirklich gewinnen will, sollte auch mal Risiken eingehen.