Vom Erbsenzaehler zum Strategen

14.01.1994

Betrachtet man das Controlling als die Instanz im Unternehmen, der die "Transparenzverantwortung" (P. Horvcth) obliegt, so wird schnell klar, warum das Thema, bezogen auf Informationstechnologie, heikel ist. Der IT-Controller, in der Regel in der Unternehmensspitze angesiedelt, muss nicht nur die Entwicklung der Kosten ueberwachen, er hat sich auch ueber den Sinn und potentiellen Nutzen von DV-Investitionen Gedanken zu machen.

Doch schon die Kontrolle der Kosten ist eine gewaltige, kaum loesbare Aufgabe: Mit zunehmender Dezentralisierung der DV- Strukturen und wachsender Emanzipation von Endanwendern und Fachabteilungen schwindet die Transparenz. DV-Anschaffungen werden budgetiert und verrechnet, wo niemand sie vermutet. Leider geht dieser Trend keineswegs mit sinkenden Ausgaben fuer die zentrale DV einher. Schwerer noch als die Kostenueberwachung faellt es Controllern, den Nutzen des IT-Einsatzes zu quantifizieren. Die Aufgabe ist komplex, es mangelt an fachlichem und methodischem Wissen. Wer vermag heute schon mit letzter Sicherheit zu sagen, ob Anwendungen, die ueber Jahre hinweg aufopferungsvoll gepflegt wurden, ueberhaupt zum Erfolg eines Unternehmens beitragen? Haetten sie nicht schon laengst durch Standardsoftware ersetzt werden koennen? Oft ist ja noch nicht einmal sicher, dass die gegenwaertig entwickelten Programme den kuenftigen Beduerfnissen des Unternehmens entsprechen werden.

Diese Fehlentwicklung ist begreiflich. Sie erklaert sich aus einer Vergangenheit heraus, in der die Datenverarbeitung in erster Linie ein Instrument zur Rationalisierung einzelner, funktional organisierter Geschaeftsbereiche oder -vorgaenge war. Auch damals wurden Versaeumnisse kritisch gesehen, doch sie kosteten das Unternehmen in der Regel nicht die Marktposition.

Das ist heute anders. Die Informationsverarbeitung zaehlt zu den Potentialen, mit denen die Wettbewerbsfaehigkeit eines Unternehmens - je nach Branche - steht und faellt. Negativ formuliert: Wer es versaeumt, seine kritischen Erfolgsfaktoren rechtzeitig zu definieren und mit Hilfe des entsprechenden IT-Instrumentariums die Weichen richtig zu stellen, laeuft Gefahr, vom Wettbewerb abgehaengt zu werden. Zu den wichtigsten Aufgaben des IT- Controllings zaehlt nun die staendige Zielkontrolle: Entspricht der eingeschlagene DV-Weg der zuvor festgelegten Unternehmensstrategie? Moderne Informationstechnologie sollte ein Unternehmen heute vor allem dort unterstuetzen, wo es besser sein will als der Wettbewerb. Diesem hohen Anspruch muss das IT- Controlling genuegen. hv

Der IT-Bedarf

wird durch die Anforderungen des Geschaefts an die Anwendungslandschaft und durch die Beduerfnisse der Benutzer generiert, mit Hilfe technologischer und personeller Ressourcen befriedigt und vom IT-Management gesteuert.