Strategien


IT-Manager wetten

Vom Ende des Geldes

06.05.2016
Von Bernd Gill und Jürgen Stauber

1.2. Mobile Wallets

Mobile Wallets stellen wohl den stärksten Trend im Bereich der Mobile Payments dar. Hier sind vor allem die schnell wachsenden Anbieter wie Apple Pay, PayPal und Google Wallet zu finden.

Die Zahlung mit Apple Pay zum Beispiel in Läden oder Restaurants wird über NFC (Near Field Communication) kontaktlos angestoßen. Ein Wisch mit dem Mobiltelefon oder der Smartwatch reichen aus. Mit dem Fingerabdruck auf dem iPhone wird die Zahlung bestätigt, die das Telefon mit einer kurzen Vibration quittiert. Ähnlich läuft es bei der iWatch: Hier wird ein Doppelklick auf die Krone als Zahlungsbestätigung benötigt. Soll eine andere als die Standardzahlmethode verwendet werden, kann der Benutzer zwischen den vorher eingerichteten Kreditkarten und Zahlungsmethoden wählen.

Dabei wird die Kreditkartennummer nie dem Zahlungsempfänger übermittelt. Der Kreditkarte wird bei Einrichtung eine "Device-Account-Number" zugewiesen, die verschlüsselt auf einem dedizierten Chip im iPhone oder in der Apple Watch abgespeichert wird. Diese wird bei der Bezahlung zusammen mit einem transaktionsspezifischen Sicherheitscode übermittelt, um die Zahlung abzuwickeln.

Der Online-Einkauf funktioniert ähnlich einfach, und auch die verbleibenden Treuekarten, Kundenkarten oder Gutscheinkarten werden im Passbook verwaltet, sodass die Geldbörse nicht mehr benötigt wird.

Google Wallet funktioniert ähnlich. Auch hier werden die NFC-Funktionalitäten des Mobiltelefons genutzt. Zusätzlich können aber auch per E-Mail (über einen G-Mail-Account) Geldbeträge versandt werden. Dabei muss der Empfänger selbst über keine Google Wallet und auch über keinen G-Mail Account verfügen.

Sowohl Google Wallet als auch Apple Pay sind derzeit in Europa noch nicht verfügbar. Apple Pay soll aber Ende 2015 global verfügbar werden.

Die europäischen Telko-Firmen warten mit eigenen Zahlungsdienstleistungen auf:

MyWallet ist der Mobile Wallet Service der Deutschen Telekom. Der Service ist unabhängig von den neuen Mobiltelefongenerationen mit NFC-Chip. Hier bekommt der Nutzer entweder eine SIM-Karte mit integriertem NFC-Chip oder einen NFC-Sticker, der auf das Telefon geklebt werden kann. Zudem erhalten die Nutzer eine Plastikkarte mit Magnetstreifen für den Zahlungsverkehr, der nicht für NFC-Zahlungen vorbereitet ist. Die Karte und die NFC-Chips basieren auf dem Mastercard Paypass, der bundesweit von 35.000 und global von 1,6 Millionen Zahlungsstellen akzeptiert wird.

Auch MPass - der Mobile Payment Service von O2 und Vodafone - basiert auf dem gleichen Standard. Hier wird vor allem mit dem NFC-Sticker gearbeitet.

Die Nutzung anderer Zahlungsmittel oder Kredit-/Debit-Karten sind bei beiden Diensten nicht vorgesehen.

PayPal wiederum unterstützt eine Vielzahl an Zahlungsmitteln. Ähnlich wie bei Apple kann der Kunde seine bevorzugte Zahlungsmethode vor der Zahlung wählen. Auch hier werden dem Händler keine Kreditkartendaten übermittelt. Dafür fehlt im Moment noch die NFC-Funktionalität. Diese wird ersetzt durch einen QR-Code, ein PIN-System und eine visuelle Bestätigung des Zahlenden über ein Foto auf dem Zahlungsterminal des Verkäufers.

In Restaurants oder Bars können Speisen und Getränke sogar über die App von einer virtuellen Menükarte bestellt und bezahlt werden. Auch der Rechnungs-Split nach dem Essen, wenn man mit Freunden ausgegangen ist, kann einfach vollzogen werden. Per E-Mail bekommt der Zahlende die Anteile der Freunde gutgeschrieben. Diese Funktion lässt sich auch für den Geldtransfer zu Freunden oder Verwandten nutzen. Zur Bestätigung der Zahlung ist wie auch bei Apple Pay der Fingerabdruck ausreichend und ersetzt kryptische Codes

PayPal arbeitet an der Nutzung von NFC- und Bluetooth-Low-Energy-Technologie, und für die Merchant-Seite sind bereits erste Bezahlterminals mit NFC-Funktionalität eingeführt worden.

Retailer wie Alibaba haben ebenfalls eigene Mobile-Wallet-Lösungen etabliert. Alipay verwaltet für den Käufer ein breites Porfolio an Zahlungsmitteln, angefangen mit Kreditkarten, der Direktabbuchung von Konten, Western Union und Bolleto, einem Zahlungssystem in Brasilien, das vor allem von Bevölkerungsschichten genutzt wird, die über keine Kreditkarten verfügen. Alipay ist bereits heute der größte Payment Service in China und eröffnet vielen die Welt des Mobile Payments.

Sina Weibo, das chinesische Pendant zu Twitter, hat in Kooperation mit Alipay die Plattform "Weibo Payment" ins Leben gerufen. Nutzern der iOS-App des Services soll es damit ermöglicht werden, sowohl in Geschäften als auch online Zahlungen vorzunehmen. Sie sind dabei auch direkt an die Partnerplattformen von Alipay angedockt. Für beide Anbieter bietet die Allianz die Chance, Marktanteile zu gewinnen, zumal Sina Weibos direkter Konkurrent WeChat die Zahlungsmöglichkeit bereits in seine Anwendung integriert hat.

Aber auch Banken nutzen das Potenzial der mobilen Bezahldienste. So hat die PKO Bank Polski - größte Universalbank Polens und Marktführer in Zentral- und Osteuropa - entschieden, das gesamte Debit-Portfolio in eine kontaktlose Lösung zu überführen. Die mit HP entwickelte Lösung erlaubt ein sicheres Geldabheben am Bankautomaten mit mobilen Endgeräten sowie die Zahlung im Netz oder an mobilen Verkaufspunkten. Auch Zahlungen zwischen Personen oder das Einlösen von Gutscheinen im Offline-Modus sind möglich.

Mobile Wallets werden künftig auch Zahlungsmittel auf Dienstreisen ersetzen und die Spesenabrechnungsprozesse vereinfachen, da alle Belege in der virtuellen Brieftasche abgelegt sind.

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