VoIP im WLAN: Konvergenz ohne Standards?

19.08.2004
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Für dieses Zusammenspiel ist vor allem die Unterstützung des aus der TK/ISDN-Welt stammenden Standards H.323 sowie von SIP wichtig. Zwei Spezifikationen, denen mittlerweile die meisten Hersteller mit ihren Anlagen entsprechen. Allerdings sind diese Normen nur der kleinste gemeinsame Nenner, denn um zusätzliche Features zu realisieren, verwenden die meisten Anbieter proprietäre Protokollerweiterungen wie beispielsweise Cisco mit dem Skinny Client Control Protocol. Vor diesem Hintergrund sollte sich ein Anwender vor der Entscheidung zugunsten einer VoIP-TK-Anlage genau überlegen, welche Endgeräte er später nutzen will, solange Einschränkungen wie die von Avaya-Manager Grün gelten: "Ciscos eigenes WLAN-Telefon 9370 wird höchstwahrscheinlich nicht mit unserem Communication Manager funktionieren." Zudem unterstützen viele der heute erhältlichen WLAN-Telefone entweder nur H.323 oder SIP. So erwarten die Endgeräte von Symbol beispielsweise eine

H.323-fähige Gegenstelle, während WLAN International die WLAN-Telefone von Zyxel mit SIP ausliefert.

Der künftige Markt

Eventuell ändert sich diese Situation bereits im Herbst, wenn, wie Marco Peters, Geschäftsführer von Netgear Deutschland, andeutet, Hersteller mit ersten VoWLAN-Telefonen für den Consumer-Bereich auf den Markt kommen. Angesichts der knappen Margen im Internet-Access-Geschäft dürften die Internet-Service-Provider nämlich kaum bereit sein, an ihren Hotlines Support für inkompatible WLAN-IP-Telefone zu leisten. Des Weiteren sind die heute erhältlichen Endgeräte wohl nur als ein erster Gehversuch in Sachen WLAN-Telefone zu werten. Wie das Beispiel Motorola zeigt, stehen bereits weitere Player in den Startlöchern: Mit dem "CN620" hat der Hersteller für Ende 2004 ein erstes Dual-Use-Handy angekündigt, mit dem auf dem Firmencampus per WLAN telefoniert werden kann, während unterwegs das GSM-Netz zum Einsatz kommt. Eine Gerätegattung, der nach Meinung vieler Analysten die Zukunft gehört.