Weltmarktführer will Düsseldorfer Mobilfunkbetreiber schlucken

Vodafone rüstet zur feindlichen Übernahme des Mannesmann-Konzerns

19.11.1999
DÜSSELDORF (CW) - Europas Kapitalmärkte erwarten den bislang größten feindlichen Übernahmeversuch. Nachdem die Mannesmann AG ein Kaufangebot des Mobilfunkkonzerns Vodafone Airtouch ablehnte, rechnen Branchenkenner nun mit dem Versuch einer feindlichen Übernahme. Diese dürfte, wenn sie gelingt, Vodafone deutlich über 117 Milliarden Euro kosten.

Nach der gescheiterten friedlichen Akquisition der Mannesmann AG erwägt Vodafone Airtouch laut britischen Presseberichten eine feindliche Übernahme des Düsseldorfer Konzerns. Zuvor waren Verkaufsgespräche zwischen Vodafone-Chef Chris Gent und Mannesmann-Boß Klaus Esser gescheitert. Gent hatte dem Mannesmann-Vorstand vorgeschlagen, pro Aktie rund 206 Euro in Form von Vodafone-Papieren zu bezahlen, was etwa einem Börsenwert von rund 100 Milliarden Euro entspricht. Ferner hatte er Esser nach der Übernahme einen Job als Senior Executive versprochen.

Die Offerte bezeichnete Esser angesichts des zu diesem Zeitpunkt aktuellen Aktienkurses von rund 185 Euro als "höchst unattraktiv". Das gilt nicht zuletzt, weil Analysten Mannesmann ein Ergebniswachstum vor Steuern von jährlich rund 60 Prozent zutrauen, während der Wert für diese Kenngröße bei Vodafone unter 30 Prozent liegt. Essers ablehnende Haltung begrüßten die Aktionärsvertreter. So empfahl etwa Ulrich Hocker, Geschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), den Aktionären, das Papier zu halten, da Mannesmann als heißer Börsenfavorit für Wertzuwachs und steigende Kurse gelte.

Das Vodafone-Angebot hat jedoch nicht nur aus Börsensicht seine Haken. Strategisch betrachtet, ist Vodafone in Kombination mit der Tochter Airtouch, an der auch Bell Atlantic beteiligt ist, Weltmarktführer in Sachen Mobilfunk. Doch die Briten haben sich bislang nur auf die Sprachübermittlung konzentriert und sind im Zukunftsmarkt "Mobiler Internet-Zugang" noch nicht präsent. Die Mannesmänner haben hier dagegen mit ihrer Kombination aus Festnetz, Mobilfunk und Datendiensten bereits erhebliche Vorarbeit geleistet, um an diesem Wachstumsmarkt zu partizipieren. Bei einer Übernahme durch Vodafone, so die Meinung in der Branche, drohe eine Zerschlagung dieser Verbundlösung, da die Briten nur Interesse an dem mobilen Netz hätten.

Auslöser für die Übernahmeschlacht war Essers Vorstoß in den Heimatmarkt von Vodafone mit der Übernahme des drittgrößten britischen Mobilfunkers Orange. Mit der Akquisition steigen die Düsseldorfer zum größten Mobilfunkbetreiber Europas auf und verweisen Weltmarktführer Vodafone indirekt in die Rolle eines europäischen Juniorpartners. Bislang sind nämlich beide Unternehmen über Beteiligungen Partner in Deutschland, Frankreich sowie Italien. Gleichzeitig war der Erwerb von Orange als Giftpille konzipiert, um anderen Unternehmen eine Übernahme von Mannesmann zu vergällen. Diese Taktik zeigt im Falle von Vodafone nicht die gewünschte Wirkung: Aus kartellrechtlichen Gründen müssen die Briten nach einer Übernahme zwar Orange wieder veräußern, haben aber laut Gerüchten in France Télécom bereits einen Kaufinteressenten.

Sollte sich Vodafone-Chef Gent nach den gescheiterten Verhandlungen zu einer feindlichen Übernahme durchringen, dürfte ihn das teuer kommen: In der britischen Presse wird ein Gebot von 250 Euro pro Mannesmann-Aktie gehandelt, denn nach Bekanntwerden der geplatzten Übernahme kletterte der Mannesmann-Kurs bis Redaktionsschluß auf über 200 Euro.

Ob Vodafone für diesen Preis allerdings wirklich das Sagen bei Mannesmann bekommt, bezweifeln Branchenkenner. So bieten etwa die deutschen Gesetze Unternehmen einen gewissen Schutz vor einer feindlichen Übernahme: Zum Beispiel benötigt ein Käufer 75 Prozent der Aktienstimmrechte, um einen unbequemen Vorstand wie Esser aus dem Amt zu drängen. Darüber hinaus beschränkt eine Klausel das Stimmrecht der einzelnen Aktionäre, unabhängig von den realen Besitzverhältnissen, auf fünf Prozent. Einschränkungen, die Gent offenbar schwer im Magen liegen: Auf einem Analysten-Briefing forderte er die Deutschen und insbesondere Mannesmann-Boß Esser auf, sich nicht hinter solchen Schutzbestimmungen zu verstecken.

Eine zweite unberechenbare Größe sind die Gewerkschaften, die schon einmal im Fall der feindlichen Übernahme der Thyssen AG durch Krupp die Akquisition torpediert hatten. Jürgen Ladberg, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Mannesmann, bekundete bereits seine ablehnende Haltung, da Vodafone nur an 25000 der 130000 Mannesmann-Beschäftigten interessiert sei. Gent dagegen behauptet, er werde die Unternehmenssparten "Engineering" und "Automotive" nicht zerschlagen, sondern, wie von Mannesmann geplant, an die Börse bringen. Darüber hinaus will Mobilfunker Gent auch Mannesmann Arcor, im Konzern für die Festnetzaktivitäten verantwortlich, in ein börsennotiertes Unternehmen umwandeln.

Ferner gilt es als sicher, daß die TK-Branche nicht tatenlos zusieht, wie Vodafone Airtouch seine Marktstellung weiter ausbaut. Während Mannesmann-Chef Esser gegenüber einigen Medien die Suche nach einem "Weißen Ritter" noch leugnete, verlautete aus Kreisen des Aufsichtsrates, daß man sich intensiv um Partner in Europa bemühe. Wie es weiter hieß, führe die Konzernspitze vor allem Gespräche mit British Telecom und der niederländischen KPN. Darüber hinaus sind zudem Gespräche mit Fonds-Managern geplant, um ihre Haltung zu einem Übernahmeangebot zu erkunden. Die Fonds halten einen Großteil der Mannesmann-Aktien. Neben British Telecom und KPN wurden auch Bell Atlantic sowie Siemens in der Gerüchteküche als "Weiße Ritter" gehandelt. Planspiele, die die erwähnten Unternehmen durch die Bank dementierten.

Bis Redaktionsschluß lag den Mannesmann-Aktionären noch kein konkretes Angebot vor. Gent wollte nämlich eigenen Angaben zufolge vor einer neuen Offerte erst Rücksprache mit seinen Aktionären halten.

Nach der gescheiterten friedlichen Akquisition der Mannesmann AG erwägt Vodafone Airtouch laut britischen Presseberichten eine feindliche Übernahme des Düsseldorfer Konzerns. Zuvor waren Verkaufsgespräche zwischen Vodafone-Chef Chris Gent und Mannesmann-Boß Klaus Esser gescheitert. Gent hatte dem Mannesmann-Vorstand vorgeschlagen, pro Aktie rund 206 Euro in Form von Vodafone-Papieren zu bezahlen, was etwa einem Börsenwert von rund 100 Milliarden Euro entspricht. Ferner hatte er Esser nach der Übernahme einen Job als Senior Executive versprochen.

Die Offerte bezeichnete Esser angesichts des zu diesem Zeitpunkt aktuellen Aktienkurses von rund 185 Euro als "höchst unattraktiv". Das gilt nicht zuletzt, weil Analysten Mannesmann ein Ergebniswachstum vor Steuern von jährlich rund 60 Prozent zutrauen, während der Wert für diese Kenngröße bei Vodafone unter 30 Prozent liegt. Essers ablehnende Haltung begrüßten die Aktionärsvertreter. So empfahl etwa Ulrich Hocker, Geschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), den Aktionären, das Papier zu halten, da Mannesmann als heißer Börsenfavorit für Wertzuwachs und steigende Kurse gelte.

Das Vodafone-Angebot hat jedoch nicht nur aus Börsensicht seine Haken. Strategisch betrachtet, ist Vodafone in Kombination mit der Tochter Airtouch, an der auch Bell Atlantic beteiligt ist, Weltmarktführer in Sachen Mobilfunk. Doch die Briten haben sich bislang nur auf die Sprachübermittlung konzentriert und sind im Zukunftsmarkt "Mobiler Internet-Zugang" noch nicht präsent. Die Mannesmänner haben hier dagegen mit ihrer Kombination aus Festnetz, Mobilfunk und Datendiensten bereits erhebliche Vorarbeit geleistet, um an diesem Wachstumsmarkt zu partizipieren. Bei einer Übernahme durch Vodafone, so die Meinung in der Branche, drohe eine Zerschlagung dieser Verbundlösung, da die Briten nur Interesse an dem mobilen Netz hätten.

Auslöser für die Übernahmeschlacht war Essers Vorstoß in den Heimatmarkt von Vodafone mit der Übernahme des drittgrößten britischen Mobilfunkers Orange. Mit der Akquisition steigen die Düsseldorfer zum größten Mobilfunkbetreiber Europas auf und verweisen Weltmarktführer Vodafone indirekt in die Rolle eines europäischen Juniorpartners. Bislang sind nämlich beide Unternehmen über Beteiligungen Partner in Deutschland, Frankreich sowie Italien. Gleichzeitig war der Erwerb von Orange als Giftpille konzipiert, um anderen Unternehmen eine Übernahme von Mannesmann zu vergällen. Diese Taktik zeigt im Falle von Vodafone nicht die gewünschte Wirkung: Aus kartellrechtlichen Gründen müssen die Briten nach einer Übernahme zwar Orange wieder veräußern, haben aber laut Gerüchten in France Télécom bereits einen Kaufinteressenten.

Sollte sich Vodafone-Chef Gent nach den gescheiterten Verhandlungen zu einer feindlichen Übernahme durchringen, dürfte ihn das teuer kommen: In der britischen Presse wird ein Gebot von 250 Euro pro Mannesmann-Aktie gehandelt, denn nach Bekanntwerden der geplatzten Übernahme kletterte der Mannesmann-Kurs bis Redaktionsschluß auf über 200 Euro.

Ob Vodafone für diesen Preis allerdings wirklich das Sagen bei Mannesmann bekommt, bezweifeln Branchenkenner. So bieten etwa die deutschen Gesetze Unternehmen einen gewissen Schutz vor einer feindlichen Übernahme: Zum Beispiel benötigt ein Käufer 75 Prozent der Aktienstimmrechte, um einen unbequemen Vorstand wie Esser aus dem Amt zu drängen. Darüber hinaus beschränkt eine Klausel das Stimmrecht der einzelnen Aktionäre, unabhängig von den realen Besitzverhältnissen, auf fünf Prozent. Einschränkungen, die Gent offenbar schwer im Magen liegen: Auf einem Analysten-Briefing forderte er die Deutschen und insbesondere Mannesmann-Boß Esser auf, sich nicht hinter solchen Schutzbestimmungen zu verstecken.

Eine zweite unberechenbare Größe sind die Gewerkschaften, die schon einmal im Fall der feindlichen Übernahme der Thyssen AG durch Krupp die Akquisition torpediert hatten. Jürgen Ladberg, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Mannesmann, bekundete bereits seine ablehnende Haltung, da Vodafone nur an 25000 der 130000 Mannesmann-Beschäftigten interessiert sei. Gent dagegen behauptet, er werde die Unternehmenssparten "Engineering" und "Automotive" nicht zerschlagen, sondern, wie von Mannesmann geplant, an die Börse bringen. Darüber hinaus will Mobilfunker Gent auch Mannesmann Arcor, im Konzern für die Festnetzaktivitäten verantwortlich, in ein börsennotiertes Unternehmen umwandeln.

Ferner gilt es als sicher, daß die TK-Branche nicht tatenlos zusieht, wie Vodafone Airtouch seine Marktstellung weiter ausbaut. Während Mannesmann-Chef Esser gegenüber einigen Medien die Suche nach einem "Weißen Ritter" noch leugnete, verlautete aus Kreisen des Aufsichtsrates, daß man sich intensiv um Partner in Europa bemühe. Wie es weiter hieß, führe die Konzernspitze vor allem Gespräche mit British Telecom und der niederländischen KPN. Darüber hinaus sind zudem Gespräche mit Fonds-Managern geplant, um ihre Haltung zu einem Übernahmeangebot zu erkunden. Die Fonds halten einen Großteil der Mannesmann-Aktien. Neben British Telecom und KPN wurden auch Bell Atlantic sowie Siemens in der Gerüchteküche als "Weiße Ritter" gehandelt. Planspiele, die die erwähnten Unternehmen durch die Bank dementierten.

Bis Redaktionsschluß lag den Mannesmann-Aktionären noch kein konkretes Angebot vor. Gent wollte nämlich eigenen Angaben zufolge vor einer neuen Offerte erst Rücksprache mit seinen Aktionären halten.