Vodafone geht den Umbau an

06.06.2006
Das Management steht im Kreuzfeuer der Investoren.

Dem Vorstandschef von Vodafone, Arun Sarin, weht seit seinem Amtsantritt vor rund drei Jahren ein rauer Wind ins Gesicht. Nach der gescheiterten Komplettübernahme von Verizon Wireless in den USA und schwachen Zahlen aus dem japanischen Markt, die zum Verkauf der dortigen Sparte führten, muss sich der CEO nun mit gesättigten Märkten und unzufriedenen Investoren herumschlagen. Britischen Medien zufolge wollen Großaktionäre auf der Hauptversammlung kommenden Monat die Wiederwahl von Sarin sowie von drei bis vier Direktoren verhindern. Zu den Managern im Aufsichtsgremium des Konzerns zählt auch der ehemalige Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp.

Einige Tage zuvor hatte der Mobilfunker mit dem weltweit höchsten Umsatz noch tiefrote Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr präsentiert. Der Fehlbetrag belief sich auf rund 25 Milliarden Euro, die in erster Linie durch hohe Abschreibungen auf die deutsche Tochter Vodafone D2 hervorgerufen wurden. Der Umsatz war um zirka zehn Prozent auf 42,6 Milliarden Euro gestiegen. Als Folge kündigte Sarin einen rigiden Sparkurs an: In Europa werden Stellen gestrichen sowie IT-Funktionen ausgelagert, und von der Akquisitionsstrategie rückte das Management ebenfalls ab. Wenn überhaupt, sollen Minderheitsbeteiligungen in wachstumsstarken Schwellenländern aufgestockt werden.

Um die Investoren zu beruhigen, wird Vodafone die Dividendenzahlungen ausweiten. Die Ausschüttung für das vergangene Jahr wurde um fast 50 Prozent gesteigert, für das Fiskaljahr 2007 sollen drei Milliarden britische Pfund mehr und damit insgesamt rund neun Milliarden Pfund ausgezahlt werden. Zudem möchte der Konzern künftig als integrierter Telekommunikationsanbieter auftreten und auch DSL-Anschlüsse gebündelt mit Mobilfunkverträgen verkaufen. Als Modell dient die deutsche Niederlassung, die bis dato ihr Festnetzgeschäft Arcor nicht losgeworden ist. Dieses hatte Vodafone im Jahr 2000 im Rahmen der Mannesmann-Übernahme eingekauft. Damit steht auch ein Gewinner des Preiskampfs im Mobilfunkbereich fest: Das Festnetz - jahrelang für unschick gehalten - ist plötzlich wieder salonfähig. (ajf)