VMworld 2016

VMware verschiebt virtuelle RZs zwischen Cloud-Umgebungen

01.09.2016
Von 
Bernhard Haluschak war bis Anfang 2019 Redakteur bei der IDG Business Media GmbH. Der Dipl. Ing. FH der Elektrotechnik / Informationsverarbeitung blickt auf langjährige Erfahrungen im Server-, Storage- und Netzwerk-Umfeld und im Bereich neuer Technologien zurück. Vor seiner Fachredakteurslaufbahn arbeitete er in Entwicklungslabors, in der Qualitätssicherung sowie als Laboringenieur in namhaften Unternehmen.
VMware steuert auf der diesjährigen VMworld 2016 in Las Vegas mit voller Fahrt in die Cloud. Eine Cross-Cloud-Architektur soll den Kunden Freiheit, Kontrolle und Einfachheit bei der Nutzung verschiedener Public- und Private-Cloud-Umgebungen bieten.

Die letzten zwölf Monate verliefen für VMware recht turbulent. Da war die Übernahme der Muttergesellschaft EMC durch Dell, der Einbruch an der Börse im vierten Quartal 2015 und schließlich dann die strategische Neuorientierung. Auf der diesjährigen VMworld 2016 in Las Vegas, der Hausmesse von VMware, scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein. Selbstbewusst präsentierte VMware-Chef Pat Gelsinger neue Produkte, Services und Partnerschaften, die das Unternehmen wieder in ruhigeres Fahrwasser führen sollen. Bei den Ankündigungen ging es in erster Line um Private-, Hybrid- und Public-Cloud-Modelle, das Software-Defined Data Center (SDDC) und um Workplace Mobility.

Cross-Cloud-Architektur und VMware Cloud Foundation

Mit der wichtigsten Neuvorstellung, der sogenannten Cross-Cloud-Architektur, startete die desjährige Veranstaltung. Die Hybrid-Cloud-Umgebung beinhaltet ein umfassendes Bereitstellungsmodell inklusive Sicherheits-Policies, Steuerung von On-Premise- und Cloud-Anwendungen - und das unabhängig von der verwendeten Hardware, sowie der jeweiligen Cloud-Lösung und der Hypervisor-Plattform. Die neue Cross-Technologie ist integraler Bestandteil der vRealize-Management-Plattform, der VMware Cloud Foundation und der Cross-Cloud-Services, die sich noch in der Entwicklungsphase befinden.

Mit VMware Cloud Foundation lassen sich Private Clouds auf Basis hyperkonvergenter Infrastrukturen aufbauen. Dabei kommt VMware-Software wie vSphere, Virtual SAN und NSX zum Einsatz sowie der VMware SDDC Manager. Letztere ermöglicht Administratoren einen kompletten Cloud Software Stack zu erstellen und zu verwalten. Laut VMware lassen sich Cloud-Umgebungen so mühelos in wenigen Stunden aufbauen.

Im Zuge der Vorstellung von VMware Cloud Foundation kündigten IBM und VMware eine erweiterte strategische Partnerschaft an. Wie die Hersteller versprechen, können IBM-Kunden nun ihre VMware-Anwendungen relativ schnell und einfach in die IBM-Cloud verschieben. Das bedeutet: IBM bietet exklusiv den gesamten VMware Software Stack aus der IBM-SoftLayer-Cloud heraus an. Dabei können bestehende Cloud Lizenzen nutzen werden. "IBM und VMware teilen die Vision, eine einfache Brücke zwischen dem Rechenzentrum des Kunden und der Cloud zu schlagen", kommentierte Gelsinger. "Wir investieren verstärkt in diese Partnerschaft, damit unsere Kunden ihre Software-definierten Lösungen binnen Stunden aus der IBM-Cloud heraus nutzen können - mit allen Vorteilen der hochentwickelten Workload-Automatisierung, die sie in ihren eigenen Rechenzentren haben", sagte der VMware-Chef weiter.

Mit der Einführung der Cross-Cloud-Architektur scheint VMware sich einzugestehen, dass er selbst keine Führungsrolle als Public-Cloud-Provider spielen wird. Zu stark sind Wettbewerber wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure, Google und IBM. Durch das Angebot dürfte VMware aber dennoch viele Anwender, die in die Cloud drängen, an sein Produktportfolio binden.

Neue Cross-Cloud-Services für die Hybrid Cloud

In einer Tech Preview zeigte VMware zudem neue, aber noch in der Entwicklung befindliche Cross-Cloud-Services. Mit "Discovery und Analytics" etwa soll es möglich sein, eine detaillierte Einsicht in die Systemnutzung und Funktionsweise von Cloud-Anwendungen zu bekommen und auch die Kosten unter Kontrolle zu behalten. Compliance- und Sicherheit-Services sollen Anwendern entsprechende Netzwerk- und Sicherheitsrichtlinien bieten, beispielsweise Mikrosegmentierung und Monitoring für den Aufbau und Betrieb von Cross-Cloud-Systemen. Mit einem Bereitstellungs- und Migrationsdienstlassen sich Anwendungen und Daten laut Hersteller automatisiert in nahezu beliebige Private- oder Public-Cloud-Umgebungen implementieren, verwalten und sogar migrieren. Die Services bieten den Kunden Werkzeuge, mit denen sie ihre Projekte in der Cloud ihres Vertrauens realisieren können und dabei Flexibilität und Unabhängigkeit bewahren, heißt es bei VMware.

Die VMware Cross-Cloud Architecture im Detail.
Die VMware Cross-Cloud Architecture im Detail.
Foto: VMware

Um die Hybrid-Cloud-Strategie weiter voranzutreiben, offeriert VMware für seine vCloud Air Network Service Provider VMware vCloud Air Availability für vCloud Director. Bei dieser Lösung handelt es sich um einen Cloud-basierten Disaster-Recovery-Service. Damit können Kunden zum Beispiel ihre vSphere Single-Tenant-Umgebung als Backup beim Cloud-Service-Provider sicher per End-to-End-Verschlüsselung hinterlegen und bei Bedarf ein Recovery vornehmen.

Mit der neu vorgestellten Version 2.0 des VMware vCloud Air Hybrid Cloud Manager 2.0 sollen Anwender in der Lage sein, ihre lokalen Netzwerk-Infrastrukturen auf VMwares Cloud-Umgebung vCloud Air auszudehnen. Die Verbindung zwischen der On-Premise- und der Cloud-Umgebung erfolgt über ein optimiertes, Software-basiertes WAN. Nach Angaben des Herstellers zählt zu den Hauptmerkmalen des Hybrid Cloud Managers eine hohe Verfügbarkeit, eine Zwei-Wege-Migration von Anwendungen inklusive der Migration von NSX-Sicherheitsrichtlinien zu vCloud Air Advanced Networking Services.

VMware Cloud Foundation, VMware Cloud Foundation aus der IBM Cloud und VMware vCloud Air Hybrid Cloud Manager 2.0 werden voraussichtlich im 3. Quartal 2016 erhältlich sein. Dagegen ist VMware vCloud Availability für vCloud Director ab sofort verfügbar.

Erweitertes Endpoint Management und Horizon 7

Im Zuge der VMworld 2016 stellte VMware auch ein erweitertes Cloud-basiertes Endpoint Management für PC-Systeme und mobile Geräte unter Windows 10 vor. Diese Erweiterung des herkömmliche Windows-10-Managements umfasst Konfigurations-Management und Bereitstellung inklusive PC-Lifecycle-Management-Funktionen sowie Software-Verteilung, Patch-Management für das Betriebssystem (OS) und Client-Health- und Sicherheitsmanagement. Mit dieser einheitlichen Endpoint-Management-Technologie lassen sich etwa Security-Patches oder Firmware-Updates schneller ausrollen oder Software über alle unterstützen Plattformen sicher installieren. Laut VMware können damit die Kosten für die Verwaltung von Windows-Infrastrukturen deutlich reduziert werden.

Die virtuelle Desktop Infrastruktur Horizon hat VMware ebenfalls überarbeitet und mit neuen Funktionen und Technologien versehen. Damit sollen sich personalisierte Desktops und Anwendungen für den digitalen Arbeitsplatz schneller bereitstellen stellen lassen. Mit der Optimierung des VMware-Blast-Protokolls soll sich zum Beispiel für Bild-Dateien die Bandbreitennutzung um den Faktor sechs verringern. Beim Audio-Streaming soll sich die Netzwerklast um bis zu 15 Prozent reduzieren. Darüber hinaus beinhaltet Horizon 7 nun die Riverbed-Technologie, um höhere Zugriffsgeschwindigkeiten im WAN zu erreichen, sowie Nvidia GRID, um Grafikanwendungen zu beschleunigen.

Zusätzlich haben zahlreiche Unternehmen Blast-fähige Thin- und Zero-Clients angekündigt sowie neue Plug-and-Play-Lösungen aus der Cloud vorgestellt, die ein schnelles Aufsetzen und Bereitstellen von virtuellen Desktops und Anwendungen mit Horizon 7 ermöglichen sollen.

Neues zu Workspace One, Fusion, Workstation und Container

Schließlich hat VMware auch die Workspace-ONE-Plattform verbessert. Automatisierungsfunktionen und eine anwenderfreundliche Registrierung unterstützen jetzt IT-Verantwortliche beim Bereitstellen und Verwalten von Office 365 aus der Cloud.

Das End-User-Computing-Portfolio hat VMware um die Anwendungen Fusion 8.5 und Workstation 12.5 Pro, die jetzt Windows 10 Anniversary und Windows Server 2016 unterstützen, sowie um VMware 24/7 Branch Anywhere erweitert. Letzteres ist eine spezialisierte Lösung für Financial Services, die die Verwaltung von Bank-Terminals, Geldautomaten oder mobilen Geräten vereinfacht und eine zentrale Verwaltung bietet.

In VMware vSphere Integrated Containers hat VMware eine neue Funktion integriert, die zum einen App-Teams eine mit Docker kompatible Schnittstelle zur Verfügung stellt und auf vSphere-Infrastruktur läuft. Zum anderen bietet sie Optionen für Container-Registry- und Management-Konsolen. vSphere Integrated Containers ist ab sofort als Open Source Software nutzbar. Darüber hinaus präsentierte VMware auf der VMworld eine neue Version seiner OpenStack-Lösung. VMware Integrated OpenStack 3 basiert nun auf dem OpenStack Mitaka Release und ermöglicht vSphere-Workloads in einer API-gesteuerten OpenStack Cloud zu verarbeiten.