Visual Studio .NET: Stapellauf der Microsoft-Web-Services

28.02.2002
Von Peter Monadjemi
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Nachfolger von Visual Studio 6.0 heißt Visual Studio .NET. Doch handelt es sich weniger um ein Produkt-Update als vielmehr um ein Schlüsselprodukt, mit dem Microsoft die Windows-Welt in das proklamierte Web-Service-Zeitalter führen will.

Mehr als vier Jahre hat die Entwicklung der neuen IDE (Integrated Development Environment) gedauert, die die Grundlage für die neue Strategie des Softwaregiganten bildet. Gut eineinhalb Jahre nach der ersten öffentlichen Betatestversion wurde Visual Studio .NET (VS .NET) am 13. Februar offiziell freigegeben, die deutschsprachige Version soll ab Anfang April erhältlich sein. Anders als die Vorgängerversion ist Visual Studio .NET kein reines "Marketing-Bundle" mehr, das mehrere unabhängige Entwicklungswerkzeuge in einer Box vereint. VS .NET ist vielmehr eine Anwendung aus einem Guss, die die Entwicklung in den Programmiersprachen C++, C#, Visual Basic .NET und auch in J#, Microsofts gegenüber J++ geringfügig erweiterter Java-Variante, ermöglicht. Damit steht nun erstmals eine gemeinsame IDE für sämtliche Microsoft-Programmiersprachen zur Verfügung.

Visual Studio .NET wird in drei Varianten angeboten: Professional, Enterprise Developer und Enterprise Architect. Die drei Varianten unterscheiden sich wie bei der Vorgängerversion nur durch zusätzliche Tools wie etwa Visio zum Erstellen von UML-Diagrammen (UML = Unified Modeling Language) oder der kompletten Microsoft-Server-Palette. Gemeinsam sind den Paketen hingegen verschiedene integrierte Tools wie der Server-Explorer, der unter anderem die Inhalte von SQL-Server-Datenbanken oder alle Systemdienste auflistet, oder auch der XML-Designer zum Erstellen von XML-Dokumenten mit den dazugehörigen XSD-Schemadateien. Auch die Erstellung von ASP .NET-Anwendungen, Programmen für Pocket-PCs und mobile Geräte sowie der unverzichtbaren Web-Services ist mit allen drei Varianten möglich.

Microsoft stand bei der Entwicklung von VS .NET vor dem Problem, für sehr unterschiedlich orientierte Benutzer, deren Bandbreite von erfahrenen C++-Profis bis hin zu Gelegenheitsprogrammierern reicht, die hauptsächlich in Visual Basic programmieren, ein geeignetes Werkzeug schaffen zu müssen. Während C++-Programmierer im Allgemeinen hohe Ansprüche an die Konfigurierbarkeit ihres Editors stellen, haben es Visual-Basic-Programmierer lieber etwas einfacher und überschaubarer. Diese Aufgabe wurde gut gelöst, denn das IDE wird professionellen Ansprüchen gerecht, ohne dabei weniger erfahrene Programmierer vor Schwierigkeiten zu stellen. Im Mittelpunkt steht dabei ein Benutzerprofil, das nach dem ersten Start durch das Beantworten einer Reihe von Fragen erstellt wird und sich im Rahmen der Startseite jederzeit wieder ändern lässt. Visual Basic-Programmierer können sich auf diese Weise beispielsweise die vertrauten Tastaturkürzel von Visual Basic 6.0

aussuchen, während C++-Programmierer nicht auf ihre gewohnte Fensteranordnung verzichten müssen.

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