Vista: Weniger .NET als erwartet

18.10.2006
Von Dr. Holger Schwichtenberg

Kommunikation unter einem Hut

Bei der Windows Communication Foundation handelt es sich um eine Infrastruktur zur Entwicklung Service-basierender verteilter Systeme. Mit WCF vereint Microsoft viele der bisherigen Kommunikationsansätze unter einem Dach. Es bietet zahlreiche Wege für den Aufruf von Programmcode auf einem anderen System. Neben verschiedenen W3C-Web-Services-Standards (SOAP, MTOM, WSDL, WS-Security, WS-Trust, WS-Atomic Transaction, WS-Coordination, WS-Secure Conversation, WS-Reliable Messaging, u.a.) implementiert WCF auch proprietäre Verfahren wie Distributed COM, Microsoft Message Queuing und eine binär codierte Variante von SOAP. Programmierer müssen die Transportprotokolle (HTTP, TCP, SMTP), die Serialisierungsformate (SOAP oder binär) und Zusatzfunktionen wie Authentifizierung, Verschlüsselung, Autorisierung, Integrität, Zuverlässigkeit sowie Transaktionen nicht zur Entwicklungszeit festgelegen. Sie lassen sich bei der Installation einer Anwendung in XML-Form konfigurieren. WCF ist kompatibel zu den in .NET 1.x/2.0 verwendeten ASP.NET-basierenden Web-Services. Anwender von .NET-Remoting befinden sich jedoch auf dem Abstellgleis, weil es zwischen diesem Verfahren und WCF weder eine Interoperabilität noch eine Migrationhilfe gibt.

Workflow an Bord

Die dritte wichtige Bibliothek ist die Windows Workflow Foundation. Hierfür wählte Microsoft die Abkürzung WF, um nicht in Namenskonflikte zu geraten. WF stellt Dienste wie Persistenz, Transaktionen, Kommunikation und Überwachung bereit. Da WF aber nur eine Bibliothek und keine Anwendung ist, fällt dem Entwickler die Aufgabe zu, die Services von WF zu einer Anwendung zu kombinieren. Die Beschreibung der aus Aktivitäten oder Zuständen bestehenden Abfolgen erfolgt durch Programmcode oder XML-basiert durch das auch von WPF verwendete XAML. Microsoft selbst verwendet die WF-Bibliothek als Basis für die Workflow-Funktionen in Microsoft Office 2007 und SharePoint 2007.

Windows Cardspace ist der Name für Microsofts neuesten Versuch, bei der Verwaltung von Benutzerdaten im Internet Fuß zu fassen. Nachdem sich der Online-Service "Passport" nicht durchsetzen konnte, erlaubt Cardspace nun die Verwaltung beliebig vieler digitaler Identitäten auf dem lokalen System. Es setzt zur Kommunikation zwischen Desktop und Anbieter auf die Standards WS-Security, WS-Trust, WS-Metadata Exchange and WS-Security Policy. Cardspace steht damit in Konkurrenz zu den Ansätzen OpenID und Liberty Alliance. Seine Programmierschnittstelle ist Teil von .NET 3.0 und somit steht es nicht nur in Vista, sondern auch unter Windows XP und Windows Server 2003 zur Verfügung.