Vista: Füllhorn für die Systemverwaltung

27.09.2006
Von Michael Pietroforte

Neue Diagnose-Tools

Im dritten Bereich des Desktop-Managements, der Störungsbehandlung, hat Microsoft gleichfalls einige Verbesserungen vorgenommen. Am interessantesten ist hier die neue "Windows Diagnostic Infrastructure" (WDI). Dabei handelt es sich um eine Reihe von Mechanismen und Tools zur Diagnose und Fehlerbehebung. WDI soll dem Support-Personal in Zukunft die Arbeit erleichtern, indem das Betriebssystem Probleme frühzeitig erkennt und nach Möglichkeit automatisch behebt. Gegebenenfalls weist WDI den Anwender beziehungsweise die Systemverwaltung darauf hin, dass Probleme vorliegen und wie diese behoben werden können. Derzeit ist die Diagnose auf Fehler in den Bereichen Arbeitsspeicher, Netzwerk, Massenspeichergeräte, Performanz und Systemstart beschränkt. WDI lässt sich aber durch zusätzliche Diagnosesysteme erweitern.

Vista Zuverlässigkeit
Vista Zuverlässigkeit

Microsoft nennt als Beispiel für WDI die Unterstützung der "Self Monitoring, Analysis, and Reporting Technology" (SMART), ein Standard, der inzwischen zur Ausstattung der meisten Festplatten gehört. Entdeckt Vista über SMART einen drohenden Festplattenschaden, dann startet es ein Diagnosetool, das den Anwender bei Bedarf benachrichtigt und ihn dann durch den Datensicherungsprozess geleitet. Außerdem werden die entsprechenden Fehlermeldungen protokolliert. Sollte die Festplatte nach einer gewissen Frist noch ausgetauscht worden sein, dann erhält der Anwender erneut einen Hinweis.

Zweifelhafte Selbstheilung

Windows Vista ist auch in der Lage, Probleme selbständig zu lösen, ohne dass es den Anwender behelligt. Ein Beispiel wäre etwa, wenn Outlook vergeblich versucht, eine Verbindung zu einem Exchange-Server aufzubauen, weil eine dazwischen liegende Firewall RPC over TCP/IP blockiert. Das Netzwerkdiagnosetool kann dann automatisch auf RPC over HTTP umschalten.

Ob sich diese Selbstheilungsmechanismen in der Praxis bewähren, wird sich auch erst noch herausstellen müssen. Bei so manchem, vergleichsweise trivialen Problem, gab sich WDI im Test relativ ratlos. So konnte das Netzwerkdiagnosetool beispielsweise nicht erkennen, dass eine Internetverbindung nur deshalb nicht zustande kam, weil kein Router konfiguriert war. Vista vermutete den Fehler in der Konfiguration der Netzkarte und bot einen entsprechenden Hilfetext an. WDI lässt sich aber immerhin über Gruppenrichtlinien konfigurieren.

Vista Aufgabenverwaltung
Vista Aufgabenverwaltung

Die Vielzahl der Verbesserungen, die Windows Vista für die Systemverwaltung aufweist, könnte für so manches Unternehmen ausschlaggebend für die Einführung des XP-Nachfolgers sein. Zu berücksichtigen ist dabei, dass sich die Administratoren zunächst ausgiebig mit den neuen Technologien auseinandersetzen müssen. Dafür sollte man eine entsprechend lange Einarbeitungsphase einplanen. (ws)