Kindersicherung mit Schwächen

Vise

24.09.2007
Von Thomas Hackenberg
Wer sichergehen möchte, dass seine Kinder nicht zu lange am PC sitzen oder im Internet nicht auf die falschen Seiten geraten, kann eine Kindersicherung installieren. Wir haben uns Vise, ein Programm eines niederländischen Anbieters, angesehen. Und einige Schwachstellen dabei entdeckt.

Die Installation der uneinge-
schränkten 30-Tage-Version war problemlos. Der erste Schwachpunkt des Programms zeigte sich bei der Einrichtung nach Auswahl des Anmeldemodus - Vise verwendet als Standard die Einzelanmeldung jedes Benutzers oder alternativ das Windows-Anmeldeverfahren: Jedes Passwort, das aus mindestens einem alphanumerischen Zeichen besteht, wird für den Admin-Zugang akzeptiert. Dabei ist inzwischen allgemein bekannt, dass schwache Passwörter ein sehr hohes Sicherheits-Risiko darstellen. Wenn jemand ein Passwort erraten oder durch Ausprobieren finden kann, sind alle weiteren Sicherheitsfunktionen sinnlos.

Anschließend legt Vise zwei Benutzer (Admin und Guest) an. Ist man als „guest“ angemeldet, hat man praktisch gar keinen Surf-Spaß. Auf fast jedem Portal und vielen Webseiten findet Vise Wörter aus dem Bereich „Pornographie und Nacktheit“ oder „Alkohol Drogen und Tabak“. Steht auf einer Seite das Wort „ebay“, verweigert Vise die Darstellung mit dem Hinweis auf „Finanzielle Transaktionen“.

Surfende Kids können zwar für jede Website, die geblockt wurde, eine Zugangsberechtigung beantragen, doch dieses Verfahren erwies sich im Test als wenig praktikabel. Hier müssen die Eltern im Vorfeld die Einstellungen anpassen, wenn sie nicht tagelang vom Nachwuchs bedrängt werden wollen. Im Test fiel zudem auf, dass Vise das Surfen relativ langsam machte.

Die Einstellmöglichkeiten der Software sind vielfältig: Webinhalte lassen sich aufgrund von Stichwörtern oder Adressen filtern. Zur Vereinfachung bringt Vise vordefinierte Listen mit und stellt einige Regeln bereit, mit denen sich neue Werte anlegen lassen.

Die Bedienung ist aber so verwirrend, dass viele Eltern beim Anpassen eines Profils entnervt aufgeben werden. Assistenten, die bei der Einrichtung helfen, gibt es nicht. Will man etwa die Kategorie „Alkohol Drogen und Tabak“ bewusst freigeben, weil eines der Kinder ein Referat vorzubereiten hat, muss man an vier Stellen im Programm Modifikationen vornehmen. Das Ändern benutzerdefinierter Einstellungen führt nur dann zum Erfolg, wenn kein gegenteiliger Eintrag in den vordefinierten Einstellungen vorhanden ist. Die Zeitbegrenzung kennt keinen Unterschied zwischen PC- und Internet-Nutzung und lässt sich nur in Stunden pro Tag, Woche oder Jahr angeben – das ist unflexibel.

Im Petzen ist Vise gut: Jedes Fehlverhalten eines Benutzers, egal, ob eine verbotene Website oder ein gesperrter Ordner angeklickt wurde, wird ins Nachrichtencenter des Administrators übermittelt. Auch Screenshots können zeit- und ereignisgesteuert angefertigt werden. Versierte Eltern können Online-Spiele, Datenübertragung, Mail-Austausch und Internet-Dienste verhindern, indem sie passende Ports sperren. Die Chat-Kontrolle regelt die direkte Kommunikation übers Internet. Auch in diesen beiden Punkten wäre ein Assistent hilfreich.

Einfach geht dagegen das Sperren von Anwendungen, Verzeichnissen und Dateien. Im Test ließen sich diese Sperren aber auch sehr einfach mit Windows-Bordmitteln aushebeln. Auf die eigene Sicherheit ist Vise sowieso nicht besonders bedacht. Im Test ließ sich Vise mit ein paar kleinen Änderungen in der Registry deaktivieren oder via Systemwiederherstellung komplett vom System verbannen. Dies alles gelang mit dem von Vise standardmäßig eingerichteten Guest-Account.

Fazit: Das Programm ist schwer zu konfigurieren und einfach auszuhebeln. Mit den Standard-Einstellungen geht jeder Surf-Spaß verloren. Auch mit einem angepassten Profil kann man nicht sicher sein, dass Kinder die Software nicht austricksen.

Alternative: Das Programm Kindersicherung 2007 (www.salfeld.de) ist einfacher zu konfigurieren und besser gegen Angriffe gewappnet.

BEWERTUNG

Leistung (50%): Note 4,0
Bedienung (35%): Note 4,5
Dokumentation (5%): Note 3,0
Installation/De-Installation (5%): Note 1,5
Systemanforderungen (5%): Note 2,0

GESAMTNOTE: 3,9

Anbieter:

Vaxxin Distribution B.V.

Weblink:

www.kinderschutzampc.de

Preis:

40 Euro

Betriebssysteme:

Windows 2000, XP, Vista

Plattenplatz:

ca. 19 MB