Unidata 450:

Virtueller Erlkönig?

14.02.1975

HÜTTENTAL - Es sollen nicht die schlechtesten Systeme sein, bei denen man am Anfang noch nicht so recht weiß, wo und wie sie einzuordnen sind. Gewollt oder nicht, die Hersteller-Informationen über die neue Unidata 450 machen neugierig und lassen gleichzeitig einige Fragen offen. Es liegt in der Konstruktion der Kooperation, daß Entwicklung und Produktion neuer Modelle nicht Unidata unterstehen, sondern den einzelnen Gesellschaften Siemens, Cll und Philips. Das System 450 ist eine Philips-Schöpfung; so erklärt sich immerhin das Understatement, mit dem die Anlage angekündigt wurde: "Das System 450 kann bis zur Größenordnung des IBM System /3-10 ausgebaut werden", verlautet stolz aus Philips-Kreisen.

Muß die Eigenständigkeit der einzelnen Unidata-Gesellschaften eigentlich soweit gehen, daß zum Beispiel bei Siemens noch keine Einzetheiten über die 450 bekannt sind? Schließlich wirbt Philips für die 450 mit dem Slogan, daß hinter diesem System die Erfahrung, das Know-how und nicht zuletzt auch die Manpower aller Unidata-Partner stehe. Philips sieht die Hauptkonkurrenz für die 450 in den Systemen ICL 2903, IBM/3 und Burroughs 1700. Werden Anwender, die sich für eines dieser Systeme entschieden haben, ihre Wahl überdenken? Nichtgenannte Kleincomputer-Hersteller brauchen nicht beunruhigt zu sein: Philips betont, daß die 450 ein besseres Preis-/ Leistungsverhältnis als 2903, /3 und 1700 habe. Der Kaufpreis für ein Modell 450 mit einem 24 KB Hauptspeicher, zwei Platteneinheiten mit je fünf Millionen Bytes Speicherkapazität, einem Konsoldrucker und einem Drucker (200 Zeilen/Minute) beträgt 240 000 Mark.

Was zeichnet das System besonders aus? Nach Angaben des Herstellers erhöht die dynamische Speicherbelegung die Leistung des Systems (virtuelle Maschine incognito?); unter dem Betriebssystem DOS 400 ist Multiprogramming möglich; der Rechner kann für DFÜ-Aufgaben eingesetzt werden; da fehlt auch ein Selbst-Diagnosesystem nicht. Gemessen an anderen Systemen dieser Größenordnung bringt die Unidata 450 keine revolutionierende Technologie. Gespannt darf man sein, ob sich das Image von Siemens, Cll und Philips in den Verkaufszahlen der ersten kleinen EDV-Anlage von Unidata niederschlagen wird.