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Cyberbullying

Virtuelle Übergriffe "signifikant gestiegen"

06.07.2009
Von pte pte
Sogenanntes "Cyberbullying", das Nutzen moderner ITK-Technologien, um jemand anderen zu schädigen oder zu diffamieren, hat sich bei jüngeren Internetnutzern zu einem ernsthaften Problem entwickelt.

Wie ein aktuell vorgelegter Bericht der Progress & Freedom Foundation (PFF), einem Washingtoner Think Tank, der sich mit der Erforschung der Auswirkungen der digitalen Revolution auf die Gesellschaft beschäftigt, bestätigt, ist die Zahl der entsprechenden Übergriffe bei Kindern und Jugendlichen in letzter Zeit "signifikant gestiegen". Um eine weitere Zuspitzung der Situation zu verhindern, reiche es nicht aus, sich allein auf ein mögliches Einschreiten der Behörden zu verlassen, die dem Mobbing-Problem im Internet vor allem durch eine strengere Gesetzgebung beikommen wollen. Vielmehr sei es endlich an der Zeit, dass auch Eltern und Schulen eine aktivere Rolle übernehmen, was die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten der Kinder im Umgang mit neuen Medientechnologien betrifft, so die Forderung der PFF (hier der Bericht als pdf-Datei).

"Ich kann diese Forderung nur unterstreichen. Die Aufklärungsarbeit an Schulen und im Elternhaus ist auf alle Fälle von entscheidender Bedeutung und sollte noch vor einem Einschreiten des Gesetzgebers passieren", meint Bernhard Jungwirth, Projektkoordinator bei Saferinternet.at, auf Anfrage von pressetext. Um zu zeigen, dass man diesen Ansatz auch in der Praxis vertritt, verweist Jungwirth auf eine bereits gestartete Informationsinitiative an österreichischen Schulen. "Wir werden zudem rechtzeitig zu Schulbeginn einen eigenen Leitfaden direkt an den Schulen anbieten, der sowohl den Kindern als auch den Eltern und Lehrern die wichtigsten Basis-Informationen zum Thema Jugendschutz im Internet vermitteln und ihnen eine entsprechende Handlungsanleitung im Fall von Übergriffen geben soll", kündigt Jungwirth an.

"Wir bringen unseren Kindern angemessene Tischsitten bei und erklären ihnen, dass sie die Hand vorhalten sollen, wenn sie husten müssen, die Tür für andere aufhalten oder sich für ein Geschenk bedanken sollen. Diese informellen Etikette-Regeln sind für eine gut funktionierende Zivilgesellschaft lebensnotwendig und müssen daher auch in Hinblick auf eine sachgerechte Nutzung von Technologie Anwendung finden", fordert der PFF-Bericht. Im Grunde sei es nämlich Sache der Eltern und nicht des Gesetzgebers, für eine entsprechende Erziehung der eigenen Sprösslinge zu sorgen. "Wenn wir Eltern werden, drückt uns ja auch keine Regierung eine Anleitung in die Hand, die uns darüber aufklärt, was wir zu tun haben", geben die Autoren Adam Thierer und Berin Szoka zu bedenken.

Laut PFF-Bericht können Mobbing-Attacken, die mittels neuer Medientechnologien wie Internet oder Handy durchgeführt werden, potenziell deutlich mehr Schaden anrichten als ihre Offline-Pendants. Ausschlaggebend hierfür sei vor allem der Umstand, dass sich die betroffenen Übeltäter im Web aufgrund der vermeintlichen Anonymität sicherer wiegen und weniger Angst haben, gefasst zu werden als bei nicht-digitalen Übergriffen. "Die scheinbare Anonymität spielt in diesem Zusammenhang sicher eine Rolle und lässt die Hemmschwelle für etwaige Mobbing-Angriffe sinken. Der Schaden, den solche Aktionen im Netz anrichten, ist auch deshalb größer, weil sich Diffamierungen dort wesentlich schneller und weiter verbreiten können", so Jungwirth abschließend. (pte)